OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Der Altausseer See „Einen Grundelsee (42) finden Sie zwar nicht mehr an ihm; seine Ufer othmen nicht das Romantische, das Hehre, das die Phantasie beflügelt; er ist heiterer, offener und bringt Ihnen eben dadurch einen Ersatz, den Sie an keinem der übrigen Alpenseen umher treffen. Er ist der Spiegel des über 1400 Klafter hohen Dachsteines, dessen silberne, ewig beeiste Gipfel in seinen schwarzen Tiefen zu versinken scheinen. Es gewährt ein Vergnügen eigener Art, sein Schiffchen auf einem See umhertreiben zu lassen, in dessen Tiefen die Stützen des Himmels versenkt zu seyn scheinen. Gewiß werden auch Sie dieses Vergnügen mit eben jenen angenehmen Empfindungen genießen, die mir zu Theile wurden, wenn ich mich in meinem Kahne vom Abendwinde über die Gipfel einer der höchsten Alpen Europens sanft hinschaukeln ließ. Die Pracht des Thales, das am Ausgange dieses Sees sich vor Ihnen öffnet, wo über mächtige . .. Felsenrücken die eisigen Zinken des Dachsteins hereinblinken auf die bebauten Anger, wo der Sandling¬ berg und der Felsengipfel der Landeskrone*) kühn über Waldgebirge in die Lüfte emporsteigt; diese Pracht vermag ich nicht Ihnen zu schildern. „Ungemein lieblich“ findet Schultes die Lage des Dorfes Altaussee „an den Ufern des Sees, und in dem magischen Thale, das die Zinken des Dachsteines früher als andere Thäler mit ihrem Morgenpurpur und später noch als andere Thäler mit ihrem Abendgolde erleuchten. Von Aussee nach Hallstatt Für den Fußmarsch von Aussee nach Hallstatt empfiehlt uns unser kundiger Führer den Weg durch die Koppenschlucht (49): „Es geht sich so angenehm im Schatten hundertjähriger Fichten und Buchen. Harmonisch mit dem Sausen des Windes in den Ästen des Waldes rauscht die Traun herauf aus den Schluchten, durch die sie hinabschäumt. Selten sehen Sie den Silberschaum, in den ihre Wellen zerstieben, durch die Nacht des Waldes herauf; Sie hören sie aber immer brausen und rauschen.“ Im Felsenkessel von Obertraun machen wir mehrstündige Rast. Dr. Schultes weiß uns soviel aus der Zeit der Protestantenverfolgungen im Salzkammergute zu erzählen, daß es darüber Abend wird: „Nie sollte man (56), wenn man das erstemal nach Hallstatt kommt, noch am Tage dort anlangen; immer sollte man im Traundorfe**) warten, bis die Nacht hereinbricht über die Felsenwände, und die nächtliche Fahrt über den schwarzen See mit allen Bildern einer Reise über den Acheron ziert. Zwar auch am Tage können Sie sich nicht leicht ein schwärzeres Wasser vorstellen, als Sie in den bodenlosen Tiefen des Hallstädter See's finden; wenn Sie aber des Nachts darüber hinfahren die halbe Stunde von Traundorf bis Hallstadt, dann werden Sie sich es selbst glauben, daß Sie auf dem Acheron schiffen. Wann dann noch *) Loser. **) Obertraun. 38

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