OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Frischmuth: Das Landschaftserlebnis der Salzkammergutseen (1773—1831) alten Salzmarkt Aussee bestellt. Von diesem Orte an wollen wir dem Laufe der Traun folgen vom Grundlsee bis zum Gmundnersee. Der Grundlsee „Wir eilen (40) über die Hügel hinauf, die Aussee in einen engen Kessel Durch liebliche Anger und Auen von Laubholz und Nadelholz, schließen.... im Geräusche von Bächen, die herbeyeilen, um die neugeborne Traun zu grüßen .... schlängelt unser Weg sich über Hügel hinan und durch Thäler hinab zum See der schönen Najaden. Berühmt ist er, der magische Grundelsee ob der schönen Mädchen, die seine Ufer bewohnen. ... Von Abend gegen Morgen zieht er in einem sanften Ovale. ... Amphitheatralisch öffnet sich das Thal vor uns, das diesen weiten krystallnen Spiegel umschließt. An der einen Seite im Vorder¬ grunde ein weißer Kalkfels, an den zwey dunkle Nadelwaldhügel sich anschließen; an der anderen eine leichte Waldhöhe, umgürtet am Fuße mit schwarzem Nadel¬ gebirge, das Buchten in den See hinaustreibt. Nun- reihen Berge auf Berge sich hinan im luftigen Grau an den beyden Ufern, den See zu umfassen und in ihm sich zu spiegeln, und im Hintergrunde hängt schweigend in der Ferne ein Wasserfall herab über die Felsenwände, und über schwarze Waldrücken blicken beschneyte Alpengipfel herein (die Hitzkögel, der Schachen und der Geiswinkel). Ein Dörfchen liegt einsam hinten am See: die Wogen eines zweyten Sees* umfluthen seine Gründe, und scheinen sie trennen zu wollen vom Lande.. Fischerhütten mit Kähnen und Netzen stehen schweigend an den melancholischen Ufern, und scheinen sie mehr zu verdüstern als zu beleben. Wenn irgend ein See die Phantasie zur süßen Schwermuth zu stimmen, und Bilder, wie Ossian sie sah an den Ufern der schottischen Seen, in der Seele des begeisterten Schwärmers zu wecken vermag, so ist es gewiß der Grundelsee. kehren gewiß wieder an seine Ufer zurück, wenn Sie einmal dort gelegen sind .. und die Geister der Vergangenheit und die Schattenbilder der Zukunft aus seinen schwarzen Tiefen ... emporsteigen sahen. In Fußnoten (40, 41) kritisiert Schultes die Ungenauigkeit der Landkarten und wundert sich, daß es nicht einmal eine erträgliche Zeichnung vom Grundlsee gibt. Man scheine ihn nur insoferne zu achten, „als er die Gebote der Kirche halten hilft, und kostbare Fische für die Fasttage liefert“. Setzen wir uns zum „herrlichen Forellenmahl“ in einem der gastfreundlichen Bauernhöfe zu Tische! „Dieser göttliche See ist die Geburtsstätte der Traun. Wild, wie ein leicht¬ sertiges Mädchen, entflieht sie den Armen der Tritonen, und gaukelt in hundert und hundert Sätzen hinab über Felsen, um ihren Schwestern zuzueilen, die sie im freyern Thale erwarten. Am rechten Ufer der Traun wandern wir talabwärts, bis uns ein Bach entgegenkommt, der sich unserem Vordringen widersetzt und uns einlädt, „zu einem zweyten See ihm zu folgen, dem Alten-Ausseer-See“. *) Toplitzsee. 37

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2