OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Frischmuth: Das Landschaftserlebnis der Salzkammergutsen (1773—1881) in einem Briefe begeisterte Worté über Landschaft und Menschen 3). Und ein hei¬ matlos gewordener französischer Soldat schreibt am Altausseer See Sätze in sein Kriegstagebuch, in denen der Geist Rousseaus lebendig ist 4). Zum eigentlichen Erlöser der Dornröschenschönheit des Salzkammergutes aber wurde der Wiener Mediziner und Botaniker Joseph August Schultes. Er hat es als erster in seiner Gesamtheit durchwandert und erlebt und seine in Briefform abgefaßten „Reisen durch Oberösterreich in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804 und 1808“ (Tübingen 1809, 2 Teile) sind die erste anschauliche und eingehende Schilderung von Landschaft, Wirtschaft, Siedlung und Menschen. Wer war dieser Joseph August Schultes? Sein Lebensgang ist eigenartig und bewegt genug. 1773 in Wien als Sohn einfacher Leute geboren, verlebt der hochbegabte Junge eine schwere Jugend als Werkstudent, bis ihn schließlich ein Stipendium von materieller Not befreit. Er widmet sich der medizinischen Lauf¬ bahn und ist mit 22 Jahren bereits Gehilfe des großen Johann Peter Franck. Da¬ neben betreibt er eifrige botanische Studien: vierundzwanzigjährig erhält er die botanische Lehrkanzel der theresianischen Ritterakademie und mit 33 Jahren finden wir ihn als Universitätsprofessor in Krakau. Ganz in den Ideen der französischen Revolution befangen, strebt er dem österreichischen Polizeistaate zu entfliehen und folgt 1808 einem Rufe an die — damals — bayrische Universität Innsbruck. 1809 wird er auf Grund seiner bayernfreundlichen Haltung in Innsbruck verhaftet. Frei¬ gelassen erhält er eine Professur an der bayrischen Universität Landshut. Aber auch hier schafft er sich durch sein spöttisches Wesen und durch allseitige schonungslose Kritik bald viele Feinde: Geistlichkeit, „Altbayern“ und Tugendbund arbeiten gegen ihn. Als Mensch und Wissenschafter ganz beiseite gedrängt, stirbt er 1831 in Schwermut und tiefster Verbitterung 5). Schultes lebhaft-unruhigem Geiste entsprach seine große Reiselust. Schon als junger Student machte er im Kollegenkreise viele Wanderungen in die Umgebung Wiens, später bereiste er große Teile der Monarchie, die Schweiz, Niederlande, Frankreich und England. Seine besondere Liebe gehört dem Hochgebirge, dem „Schneegebirge in Unterösterreich“ 6), den hohen Tauern 7) und dem Salzkammer¬ 3) Vergl. hiezu F. Pfeffer, wie *). „Dem Hofschauspieler Lange“ ist der schöne Kupferstich des Korbach-Wasserfalles in der Eisenau von Scotti gewidmet. Einen zweiten Stich (Ansicht von Gmunden) eignete Scotti einer Madame Schwingenschuh zu, einen dritten (Traunkirchen) einem Herrn Sigmund Wagner. Vergl. J. A. Schultes, Reisen durch Oberösterreich, 1. Teil, S. 199, Fußnote. *) Vergl. F. Arnold, Aussees Franzosenzeit 1800—1801. Steirische Zeitschrift für Ge¬ schichte Bd 3 (Graz 1905 )S. 128—147 (137). 5) Nach C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthumes Österreich (Wien 1876), Bd 32 G. 171 —177. *) J. A. Schultes, Ausflüge nach dem Schneegebirge in Unterösterreich (Wien 1802). *) J. A. Schultes, Reise auf den Glockner, an Kärnthens, Salzburgs und Tyrols Grenze (Wien 1804); J. A. Schultes, Über das Rosten des Eises auf dem Großglockner, Gilberts Annalen Bd 21 (1805). 35

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