OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Das Landschaftserlebnis der Salzkammergutseen bei Joseph August Schultes (1773—1831) Von Dr. Felizitas Frischmuth (Altaussee) Einleitung Sommer im Salzkammergut: Sausende Autos auf weißen Straßenbändern, lärmendes Gedränge der Bahnhöfe, höflich lächelnde Gastlichkeit gepflegter Hotels. Sonnenbeglänzter Badestrand und weitschweifender Gipfelblick auf kahn- und segelbelebte Wasserflächen... Erholung und Freude für hunderte von pflaster¬ müden Stadtmenschen. Drehen wir das Zeitrad hundertsechzig Jahre zurück: Abseits der großen Fernlinien des Durchgangsverkehrs führt der Salzdistrikt noch ein ganz in sich selbst beschlossenes Eigenleben. Längst schon sind die West¬ alpen bekannt und besucht 1). Auch die landschaftliche Schönheit der Tiroler, Kärntner und Salzburger Hochgebirge hat bereits erste Bewunderer gefunden 2). Die Seen im oberen Einzugsgebiet der oberösterreichischen Traun aber warten noch auf ihren Entdecker und Herold wie ungefaßte Edelsteine auf die Hand des kun¬ digen Goldschmiedes. In den Neunzigerjahren des 18. Jahrhunderts kamen auch ins Salzkammer gut die ersten landschaftlichen Feinschmecker. Die Wiener Schriftstellerin Karoline Pichler erlebte 1792 den Reiz des Mondseelandes und des von waldgrünen Bergen umschlossenen, traundurchrauschten Ischl. Burgschauspieler Joseph Lange baute sich am Traunsee ein Sommerhaus. Der Gelehrte Alexander von Humboldt findet *) Als geistige Quelle der Hochgebirgsbegeisterung gilt Rousseaus 1761 erschienene „Nouvelle Heloise“. Vereinzelte Freunde hat die Gebirgslandschaft allerdings bereits im Zeit¬ alter der Renaissance besessen; vergl. hiezu R. Weiß, Die Entdeckung der Alpen (Frauenfeld und Leipzig 1934) und O. Stolz, Anschauungen und Kenntnis der Hochgebirge Tirols vor dem Erwachen des Alpinismus, Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines Bd 58 (1927) S. 8 —36 und Bd 59 (1928) S. 14—66. Eine kurze Schilderung der Entwicklung seit Rousseau für die Westalpen bietet A. Bruckner, Zur Schweizer Touristik des 18. Jahrhunderts, Die Alpen Bd 7 (1931) S. 217—220. „Die Erschließung der Ostalpen“ behandelt ausführlich Eduard Richter in seinem großen gleichnamigen Werke, das Salzkammergut in Band III (Berlin 1894), in Kürze faßt die wichtigsten Salzkammergutdaten zusammen F. Pfeffer, Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes, Oberösterreichische Heimatblätter Ig 1 (1947) S. 193 —208. 2) Die ersten Gebirgspioniere Österreichs waren Walcher (1773), Belsazer Hacquets (17 F. v. Schrank und Ehrenbert v. Moll (1783/85). 1796 veröffentlichte Lorenz Hübner seine „Beschreibung des Erzstiftes Salzburg“ (Salzburg 1796), eine der schönsten alpenländischen Monographien, die je geschrieben wurde. Sie berührt auch die Seenlandschaft,

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