OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Allein es kam anders. Schon am 6. April 1620 raffte ihn zu Linz ein früher Tod hinweg, nachdem er noch seinen Bruder Ludwig Hohenfelder und Herrn Niklas Siegmar von Schlüsselberg zu Vormündern der vier Kinder: Otto Achaz (geboren 1614), Eva Rosina, Katharina Elisabeth und Esther Polixena bestimmt hatte 5). Und nun folgte ein Schicksalsschlag nach dem anderen. Besonders hart wurde die Familie getroffen, als im Sommer 1620 eine rasche Aktion des liguistischen Heeres die ständische Revolte in Oberösterreich zum Scheitern brachte. Schon war der Paß von Haag durch die Bayern besetzt worden, da leistete Aistersheim noch Wider¬ stand. Aber am 28. Juli nahmen die Bayern das Schloß Aistersheim, das von einer Anzahl Soldaten und Bauern verteidigt wurde “). „Es ist aber das Haus und Schloß Aistersheim“, so sagt das Inventar, „mit Waffen, Büchern, Getreide, Wein und anderer stattlicher Fahrnis voll gewesen“, wie auch das Tagebuch des P. Drexel S. J. als eine Merkwürdigkeit die schöne Schloßbibliothek verzeichnet 7) Leider hausten die Soldaten ärger als die Türken, verwüsteten Archiv und Bibliothek und steckten den Meierhof nebst anderen Häusern des Dorfes in Brand. Die Witwe konnte den Schlag nicht mehr verwinden und zog sich wegen „täglicher Schwachheit und jetztiger Kriegsläufe“ völlig ins Privatleben zurück mit der Erklärung, sie wolle den Sohn Achaz bis zum schulfähigen Alter und die Töchter bis zum zwölften Lebensjahre ohne Entgelt aufziehen. Nur zu bald ließ sie die Kinder als Doppelwaisen zurück, da sie schon 1621 dem Gatten nach¬ folgte 8). Der Verwaisten nahm sich die kinderlose Witwe des Hans Ortolf Geimann, geb. Kirchberger, an, ließ sie in Gallspach durch den Präzeptor Magister Andreas Götzie erziehen und durch den Bader Diethart behandeln ?). Eva Rosina war anfangs 1626 bereits tot, Katharina Elisabeth, die bei Hektor Jagenreiter in Kost und Wohnung war, wie auch Esther Polixena, die in Gallspach verblieben war, starben gleichfalls frühzeitig, so daß die ganze Sorgfalt dem Alleinerben Otto Achaz galt. Wir finden den jungen Herrn zunächst vier Jahre lang bei Hans Paul Geimann auf Walchen, wohin der Bader Diethart ihm des öfteren nachreisen mußte. Dann beschloß der Onkel Ludwig, den Neffen wegen „Heilung des Kopfes“ nach Wien zu entsenden, wo er unter Aufsicht des Job Hartmann Enenkel stehen sollte 10) 5) Testament des Otto Hohenfelder, Linz, 5. 4. 1620. Den zwei Vormündern war als dritter Hans Ortolf Geimann beigezählt, der aber laut Nachlaßinventar vom 4. 1. 1621 „vor dieser Inventur zu Prag gestorben“. Etwa ein Opfer der Schlacht am weißen Berge? 6) Näheres bei F. Wirmsberger, Aistersheim und seine Besitzer (Wels 1859), S. 69 f. 7) E. Hager, Aus dem Leben eines ständischen Oberhauptmannes, Programm des Staats¬ gymnasiums Linz 1909 8) Inventar nach Anna Maria Hohenfelder 27.12.1621. Sie wohnte zuletzt im Hackel¬ bergischen Hause in Linz. *) Diese und die folgenden Angaben sind den Rentrechnungen der Herrschaft Aistersheim entnommen. 10) In der ersten Jännerhälfte traf er in Begleitung des Simon Engel von Wagrain, der dafür 200 fl erhielt, in Wien ein. Die Gesamtkosten der Reise beliefen sich auf 471 fl. 22

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