OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Wurm: Otto Achaz von Hohenfeld (1614—1685) Die Erziehung lag jetzt in der Hand des Hofmeisters Adam Raid, der mit seinem Schüler und einem Diener bei Hans Jakob Reusch, einem kaiserlichen Be¬ amten, Quartier nahm. Der Heilungsprozeß nahm seinen Anfang mit Schrepfen und Schweißbad unter Anwendung venetianischer Seife, dann versuchte ein Kurpfuscher seine Kunst, weiters wurde ein Arzt in der Judenstadt aufgesucht und schließlich der Dr. Rödern zu Rate gezogen. Der Gesundheitszustand muß sich gebessert haben. denn der Patient konnte allerlei Ausgänge unternehmen, so unter anderem den Stefansturm besteigen, einen neu entsprungenen Brunnen in Baden in Augenschein nehmen und die kaiserliche Burg in Wiener Neustadt besichtigen. Großes Gewicht wurde auf die Pflege des angestammten evangelischen Bekenntnisses gelegt, was wohl der Oheim Ludwig Hohenfelder, der selbst am 19. Mai 1625 emigriert war, besonders ans Herz gelegt haben wird. Da gab es beinahe keine protestantische Pre¬ digt in der Umgebung Wiens, wohin man nicht gereist wäre, da in der Stadt selbst keine Gelegenheit mehr war. Oft kam man nach Inzersdorf, wo während der Kar¬ woche 1626 keine einzige Predigt versäumt wurde, auch Ladendorf, Tribuswinkel und andere Orte wurden aufgesucht. Aistersheim hätte die lutherischen Bedürfnisse längst nicht mehr befriedigen können, da der Pfarrer Jakob Huber und der Schulmeister David Mandl bereits am 18. Oktober 1624 das Land hatten räumen müssen 11). Die geistige Bildung blieb gleichfalls nicht außeracht, wie aus der Bemerkung des Hofmeisters Raid hervorgeht, daß er nämlich für den jungen Herrn „Phrases Ulnerii et fabulas Aesopii" gekauft, sowie auch einen Organisten zur Erlernung des Orgelspieles gedungen habe. Solche Muße gab es in Aistersheim allerdings nicht, denn dort ging es während des Bauernkrieges 1626 stürmisch her. 1) 18. 10. 1624 Herrn Jakob Hueber, Pfarrer allhier, als er in das Exilium der Religion halber vertrieben worden, zugestellt 30 fl. Dem Schulmeister auch des wegen 10 fl (Rentrech¬ nung). In Raupachs Presbyteriologie (S. 66) finden wir diesen Jakob Hueber als Pfarrer in Krenglbach (1607—1624). Zur Zeit der Ausweisung war aber dortselbst als Pfarrer Andreas Winkler (Jahrbuch für Geschichte des Protestantismus in Österreich Ig 26), so daß wir in Er¬ gänzung zu Raupach annehmen müssen, daß Jakob Hueber noch vor 1624 nach Aistersheim über¬ siedelt ist. Amtsvorgänger in Aistersheim war Alexander Hömetinger, der am 24. Juni 1595 das Testament des Pastors Johann Anzengrueber in Rottenbach siegelt (Pfarrarchiv Rottenbach) Er war wohl der Sohn des Andreas Hermettinger (21. 9. 1563 Andreas Hermettinger, Pfarrer in Aistersheim, und Siegmund Mitterhofer, Pfleger daselbst, vermitteln Fischereirechte). David Mandl heiratet 1623 als Witwer die Barbara, Tochter des Georg und der Mar¬ gareta Huebmer auf dem halben Reittingerhofe in Brunnheim. Da beide keine liegenden Güter haben, sie auch meistenteils um ihre fahrende Habe 1620 durch das Kriegsvolk gekommen sind, so sollen seiner Hausfrau die 5 Dukaten, die er ihr als Heiratsgabe geschenkt hat, verbleiben, nur muß sie im Falle seines Todes der ledigen Tochter Magdalena aus erster Ehe ein „gerichtes Bett“ zustellen, den anderen Kindern braucht sie nichts zu geben, da er sie schon mit 200 fl hin¬ ausbezahlt habe (Protokoll der Herrschaft Aistersheim). Die Schwiegermutter erwies sich den Neuvermählten günstig, indem sie den großen und kleinen Zehent auf dem halben Reittingerhofe im Schätzwerte von 260 fl ihrer Tochter vermachte (17.5. 1624). In der Friedhofmauer zu Aistersheim ist der Grabstein des Georg Khinig, gewesenen Schulmeisters, eingelassen, so aus dieser Welt anno 1586 abgeleibt ist. 1564 stellte Hans Khager, teutscher Schulhalter zu Aistersheim, dem Pfleger Mitterhofer eine Quittung um empfangene Jahresbesoldung aus. 28

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