OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde haben; da aber der erste Klee angegriffen wird, so ist von nöthen, Unter solchen 8 bis 14 Tag Stroh zu mischen, dann sonst dieser gahr zu gail were, zum andtern mahl aber ist dieser nit anzugreiffen, bis er die rechte Kräffte und nit zu gaillig noch zu starckh seye, mithin khan solcher, wie man im anfangt, in einer gleichen guette bis an das End des Ackhers genossen werden, und nachdem diser das dritte mahl gefechsnet wird, mueß der Ackher umbgerissen werden, damit sich die wurzen widerumb abfaullen, und in dem Frühling darauf zum anpauen khar gebraucht werden; darauf pauen khan mann was mann will, nemtlich ein Lansing Wayz oder desgleichen Khorn auch gersten oder Haabern. Vor dem anpauen aber ist der Ackher zu dungen, jedoch nicht so vill als ein ander Ackher, der auf der Trad gelegen, es wird dannach ein schweres Traydt darauf wachsen als auf ein Tradt Ackher von all diser Gattung, welches ich Endes Unterschribener attestieren khan, weilen es schon einige Jahr selbsten practiciere. Actum Linz den 7. Juni 1717 Georg Gotthard Bayrhueber e. h. Aus diesen Zeilen geht zunächst vom pflanzenbaulichen Standpunkte hervor: 1. Der Rotklee wird in die „Tratt“ (= Brache) gebaut, d. h. dieser Vorgang sprengt bereits die alte Dreifelderwirtschaft und setzt an deren Stelle die intensive Dreifelderwirtschaft mit bewußtem Futterbau. Der Rotklee wird auch in die Gerste, „Lüns“ (Getreidemischling) und sonstiges Getreide eingesät. Auch heute wird in Oberösterreich mit Vorliebe noch der Rotklee in die Gerste eingebaut, welcher Vorgang ein wesentliches Hindernis für die Erzeugung von erstklassiger Braugerste bleibt. 3. Die Wirtschaft erhält dabei nach der Sommerung bereits im gleichen Herbst einen schwachen Kleeschnitt. 4. Die geringe Saatmenge: auf 2 Tagwerke werden bloß 12 Pfund Rotklee¬ samen gebaut; auch heute wird noch in Oberösterreich auf das Joch vielfach eine unwahrscheinlich geringe Samenmenge von 4-6 kg ( 6-10 kg auf das ha) nach altem Brauche gesät. Im folgenden Jahre werden dann die drei Schnitte geerntet, dann wird der Acker umgerissen; es handelt sich hier also offensichtlich um Frühklee. Die gute Düngerwirkung nach gebautem Rotklee. Schon damals wird die stickstoffsammelnde Wirkung des Rotklees beobachtet. Die Vorsicht beim ersten Verfüttern von Klee im Frühjahr, das Mischen mit Stroh durch 8—14 Tage, um den Übergang von der Winter- zur Grün¬ fütterung unschädlich zu gestalten. In diesen kurzen Angaben sehen wir also bereits alle jene Elemente ver¬ einigt, die auch heute noch die Bedeutung des Rotkleebaues bedingen. Das Wesentliche dabei ist aber, daß schon im Jahre 1717 ein oberöster¬ reichischer Bauer das klar und deutlich aussprach, was 50 Jahre später gelehrte ökonomische Gesellschaften mit großer Überheblichkeit als eigene Erfindung in die Welt setzten. Auch Johann Christian Schubart hat seine Erfahrungen mit dem Kleebau und mit dem Gipsen erst viel später in den ökonomischen Briefen von 1784 im Leipziger Magazin veröffentlicht und wurde deshalb von Kaiser Josef II. geadelt. Die klaren Sätze des Bauern Bayrhuber von 1717 beweisen weiter, daß im Lande Oberösterreich schon eine sehr alte, vor 1717 liegende Kleebauüber¬ 175

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