OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde denkbar, daß sich je einmahl eine musikalische Gesellschaft unter uns bilden werde. Da dieß von jeher so war, so liegt auch die Ursache ganz klar da, warum weder die Bibliothek noch das Musikalien-Archiv etwas Merkwürdiges oder Seltenes enthalte." Kurz bringt nun einige Daten zur Lebensgeschichte seines Vorgängers im Chorregentenamte, des „zu Trasenmaur in Unterösterreich am 19. März 1728“ (laut Taufmatrik richtig: zu Traismauer am 24. Februar 1728) geborenen und am 30. März 1797 zu St. Florian verstorbenen Franz Seraph Aumann. Im Zusammenhang damit erzählt er nachfolgende Anekdote, in der nicht zuletzt Kurz Verehrung für seinen ehemaligen Lehrer aufklingt: „Albrechtsberger kam einstens ganz unvermuthet hier an, und wollte seinen Freund Aumann besuchen. Man sagte ihm, derselbe halte eben ein Amt in der Kirche, werde aber bald kommen. Albrechtsberger ging nun sogleich auf den Kirchenchor und setzte sich zur Orgel. Es war eben das Benedictus vorbey. Vor dem Agnus Dei präludirte Albrechtsberger so vortrefflich, daß er den frommen Aumann ganz aus seiner Fassung brachte; es dauerte lange, bis sich der Alte wieder sammelte und zur Communion fortschritt. Nach dem Ite missa est spielte Albrechtsberger eine Fuge, die unsern Aumann so ergriff, daß er beynahe vergaß, vom Altar in die Sacristey zu gehen, wo er, ohne zu wissen, welcher Fremdling da sey, auf der Stelle ausrief: Entweder spielt Albrechtsberger oder ein Engel heute auf unserer Orgel. Aumann hätte sich vielleicht unter die vorzüglicheren Tonsetzer aufschwingen können, wenn ihm ein Aufenthalt in irgend einer größeren Stadt zu Theil ge¬ worden wäre. Dort hätte er seine gute Anlage ausbilden und mit anderen Künstlern gleiche Fortschritte machen können. Aber Jahre lang von aller größeren Musik entfernt, und von einem engen Kreise von Menschen umgeben, welche das Wahre, Schöne und Erhabene der Musik nicht zu schätzen wußten, ließ er sich endlich verleiten, seine Kunst bis zum geringen Fassungsvermögen seiner Zuhörer herab zu würdigen, um doch irgend ein Auditorium zu erlangen und dasselbe zu ergetzen. Eben damahls blühte zu Lambach der bekannte Pater Maurus (Linde¬ mayer, 1723 — 1783), der im Volksdialecte Oberösterreichs viele, sehr wohl ge¬ lungene Gedichte verfertigt hat. Zu mehreren derselben, vorzüglich zu den niedrig¬ komischen Opern, componirte Aumann die Musik. Diese Stücke wurden allent halben sehr oft aufgeführt, und erhielten, dem damahligen Zeitgeiste gemäß, den ungetheilten Beyfall der profanen Zuhörer. Nun war es um Aumanns bessere Tonsetzung geschehen. Der wahre Kunstsinn verließ ihn zwar nie; denn er wurde noch immer bis zu Thränen gerührt, wenn er irgend ein Meisterstück aufführen hörte; versuchte er es aber, selbst etwas Ernstes, Erhabeneres zu verfertigen, so entwischten ihm wieder manche Stellen, die an seine Bauernoperetten oder an das Niedrig-Komische erinnerten. Er hat viel geschrieben; doch nur wenige Stücke seiner früheren Jahre zeigen uns, wie weit es Aumann unter günstigeren Um¬ ständen hätte bringen können. 169

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