OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Kaiserstaat“, Ignaz Ferdinand Edler von Mosel (1772 —1844) mit der Bitte an Kurz, ihm „Notizen über den alten und neuen Zustand der Musik in Ober¬ österreich“ einzusenden. Kurz entsprach alsbald diesem Ansinnen und legte der Schriftleitung einen in der damals beliebten Form eines „Briefes“ abgefaßten „Bericht über den Musikzustand des oberennsischen Stiftes Sanct Florian“ vor, der in der Nummer vom 17. April (Sp. 128— 131) des genannten Blattes ab¬ gedruckt wurde. Kurz gibt in diesem, anschließend auszugsweise mitgeteilten Aufsatz zunächst seiner Freude Ausdruck, „daß sich in Wien neuerdings wieder ein Verein gebildet hat, welcher sich bestrebt, gründliche musikalische Kenntnisse zu verbreiten und eine Geschichte des österreichischen Musikwesens zu bearbeiten“ — eine Anspielung auf die 1812 gegründete „Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiser¬ staates", in deren Programm, „Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen“, ja auch die Musikgeschichtsschreibung letzten Endes eingeschlossen war; von Mosel gehörte bekanntlich zu ihren Gründungsmitgliedern. Daran schließt sich der eigentliche Bericht, der besonders in Hinblick auf Bruckners späteren, langjährigen Aufenthalt im Stifte St. Florian (1837 — 1840, 1845 — 1855) auch heute noch Beachtung verdient. „Als ich im Jahre 1789 als ein künftiges Mitglied des Stiftes aufgenommen wurde, hörte ich wohl noch manche Erzählung von dem vormahls mehr blühenden Zustande der hiesigen Musik, die aber seit der Administration des Stiftes unter dem Kaiser Joseph schon ganz in Verfall gerathen war. Man mußte sich be¬ gnügen, an Sonn- und Feyertagen auf dem Kirchenchor eine gewöhnliche Messe nur leidentlich aufzuführen; und dieses war in den folgenden Jahren noch mehr Fall, als wegen des fortdauernden Krieges und des dreymahligen feindlichen Einfalles alle unnöthige Ausgaben möglichst vermieden werden mußten. Alle unsere Musiker sind bey irgend einem Amte in der Kanzley u. s. w. angestellt, und Musik bleibt also nur eine unbedeutende Nebensache, wodurch sie nothwendig so tief herabsinken mußte, als sie nun wirklich elend erscheint. Dieß ist der Zu¬ stand unserer jetzigen Musik. Keinen erfreulicheren Anblick biethet unser Musikalien-Archiv dar. Man findet dort nur dasjenige, was ganz unentbehrlich ist, und was für unsere wenigen Musiker, die noch dazu keine Künstler in ihrem Fache sind, ausführbar ist. Das Wenige, was wir haben, verdient nicht aufgezählt zu werden. Es sind Messen von Albrechtsberger, Haydn, Mozart u. s. f., die man überall findet. Eben so allgemein bekannt sind die Quartetten für das Pianoforte, und die wenigen Singstücke aus verschiedenen Opern. Wozu hätte man auch Geld auf Musikalien auslegen sollen, die von uns gar nie gebraucht werden können? Dieser schlechte Zustand unserer Musik muß desto mehr auch in der Zukunft fortdauern, da unser Hausinstitut nur darauf ausgeht, taugliche Professoren und Seelsorger zu bilden. Da es keine Hausstudien, kein Convict hier gibt, und alle nach Vollendung ihrer Studien ohne Verzug auf ihre Posten fortgeschickt werden, so ist es auch gar nicht 168

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