OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde eines solchen Alt-Linzer Landsitzes der Barockzeit ist das vom ständischen Syndikus Johann Jakob Mäderer 1717 erbaute Mäderergütl, heute Bergschlößl genannt. Manche dieser „lustigen Häuser“ haben mit der fortschreitenden Verbauung der ländlichen Umgebung der Stadt ihre Eigenart verloren, wurden umgebaut oder sind überhaupt verschwunden. In der Unteren Vorstadt befanden sich einige solcher Landsitze an der Ludl, in der Gegend der heutigen Museumstraße und Lederergasse *). An der Museum¬ straße lag das Gartenpalais der Jesuiten (Museumstraße 10) mit einem ausgedehnten Garten, dessen letzter Rest der heutige Museumpark ist. Ein Adelspalais im Grünen war auch das Lambergsche Freihaus, Museum straße 29, im 18. Jahrhundert im Besitz der Fürsten Lamberg, die es 1765 ver¬ äußerten, worauf in dem Gebäude zunächst ein Waisenhaus, das aus einer Stiftung Kaiserin Maria Theresias errichtete „Theresienstift in der oberen Lederer gasse“ eingerichtet wurde. Nach dessen Aufhebung 1786 kam der Bau an das Militärkommando und wurde „Provianthaus“ (Verpflegsmagazin), schließlich Brigade-, bzw. Divisionskommando. In nächster Nähe des Lambergschen Hauses lag an der Einmündung der heutigen Quergasse in die Museumstraße das Eyring (Euring)haus, ein stattlicher, turmbekrönter Bau, der bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts bestand. Der Eigentümer dieses „feinen Hauses und lustigen Gartens“ war zu Anfang des 17. Jahrhunderts Zacharias Eyring, der 1577 aus der Wiener Hofkanzlei als Sekretär der ständischen Kanzlei nach Linz berufen wurde und während seiner vierzigjährigen Tätigkeit hier das geordnete ständische Kanzlei wesen begründete. In der Lederergasse erkennen wir in der Anlage des Hauses 20 noch den einstigen Widmpauernhof, der im Mittelalter als Meierhof zur Linzer Stadtpfarre gehörte und zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Besitz des Linzer Maurermeisters Franz Michael Pruckmayr war, der nach den Plänen Prandtauers den Linzer Bischofhof erbaut hat. Das Haus Lederergasse 27 war einst eines der Landhäuser des Linzer Großkaufmannes und Bürgermeisters Johann Peisser (1622 —84), der neben seinem Stadthaus, Hauptplatz 9, eine *) Benütztes Schrifttum: B. Pillwein, Linz einst und jetzt (Linz 1846). J. Fink Geschichte der Stadt Linz, Der Oberösterreicher Ig 1867 f. — A. Ziegler, Linz im Wandel der Jahrhunderte (Linz 1922). — H. Kreczi, Linzer Häuserchronik (Linz 1941). A. Zöhrer Alt-Linz (Brünn - Wien - München 1942). — O. Sachsperger, Abriß der baugeschichtlichen Ent¬ wicklung der Landeshauptstadt Linz a. d. Donau (Linz 1931). — J. Mittendorfer, Johann Adam Pruner und seine gleichnamige hochherzige Stiftung. Linzer Volksblatt Unterhaltungsbeilage 1909 Nr 5—7. — F. Bohdanowicz, Bauerngüter und Landsitze einst und jetzt, Heimatlani (Linz) 1925, Nr 21 f. — F. Stieve, Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres 1612 (München 1905). — F. Kurz, Beiträge zur Geschichte des Landes Österreich ob der Enns Teil 1,2 (Leipzig - Linz 1805 —1808). — A. Czerny, Einige Blätter aus der Zeit der Gegenreformation von Oberösterreich, 42. Jahresbericht des Museum Francisco- Carolinum (Linz 1884). J. Zibermayr, Das oberösterreichische Landesarchiv in Linz, 2. Aufl. (Linz 1930). — F. Sekker, Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs (Linz 1925). — J. Siebmacher, Großes und allgemeines Wappenbuch, Bd 4, Abt. 5 (Oberösterreich). 153

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2