OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde festgehalten. Wie es nun das Hohenau, bezw. der Schwemmer für die Steuerung brauchten, ließ der betreffende Nebenbei das Hängseil los und ging in die Weite, wodurch Hohenau bezw. Schwemmer in ihrer Steuerung freie Bewegung erhielten. Den Weg am festen Land am Ufer des Stroms, auf dem die Pferde sich frei bewegen und ihre Zugkraft ausüben konnten, bezeichnete man als den Treppelweg, für dessen Erhaltung die politischen Behörden zu sorgen hatten. Das Stromufer, wo die Pferde am Treppelweg geritten wurden und den Schiffzug zogen, der Schiffzug aber genügend Fahrwasser und die Möglichkeit hatte, die Strecke zu pas¬ sieren, hieß der Seilzug, der bald auf dem rechten, bald auf den linken Strom¬ ufer verlief. Die Fahrt der Zugschiffe von Linz nach Pest erfolgte unbeladen mit Rudern, denn dazumal hat jede Ladung zu Tal nach Pest gemangelt. Dadurch ist viel Zeit verloren gegangen und es entstanden Unkosten. Hätte man eine Ladung gehabt, so wäre dies gefundenes Geld gewesen. In Ungarn sind die Winde für die Schiffe in der Talfahrt, besonders für leere, störend. Bei unserem Zug war man so glück¬ lich, in 14 Tagen Pest zu erreichen. In der Gegenfahrt bestand die Ladung der Zugschiffe je nach dem Bedarf, Lage der Konjunktur, Rentabilität und Spekula tion aus Landesprodukten aus Ungarn, Getreide, Mehl, Hülsenfrüchten, Knoppern türkischen Zwetschken, Kleesamen, Hanf, rohem Tabak, Schafwolle usw., ärarischem Tabak und Tabakfabrikaten aus Hainburg, Landesprodukten und Kaufmanns¬ gütern aus Wien, Wein, Weinessig, Senf, Anis, Fenchel, Erbsen usw. aus Stein und der Wachau. Manches Jahr betrug der Weinexport ab Stein bei 200.000 Eimer im Frühjahr und Herbst. Die Schiffzüge waren das Transportmittel dieser Artikel nach Oberösterreich, Bayern und Tirol. Ladeplätze in Ungarn waren Tolna, Pest, Raab, Preßburg, in Österreich Hainburg, Wien und Stein. Die Endstationen waren an der Donau Linz, Passau, Regensburg und Günsburg und am Inn Rosenheim, von wo der Weitertransport nach Tirol zu Land vorgenommen wurde 26) War nunmehr die Zeit herangekommen, daß die Reise angetreten werden sollte, wurde den Bauern angesagt, die Pferde zu stellen. Die Leute kamen mit den Pferden an dem hiefür bestimmten Tag zusammen, wobei der ganze Zeug mit¬ gebracht wurde, Decken, Dacken, Plachen, G'hack usw. Die Bauern erschienen hiezu persönlich, weil es hiebei ein Essen gab. Hatte der Schiffmeister nicht selbst ein Stallung, so wurden die Pferde in einem Wirtsstall eingestellt. Es wurde eine Mahlzeit abgehalten, die der Schiffmeister bezahlte. Hiebei wurde Rindsuppe mit gebähten Semmelschnitten, Rindfleisch mit Semmelkren, „Bradl“ vom Kalb oder Schwein, dann Bier, Wein und Brot serviert. Es wurde dabei der „Gottsnam getrunken und der Schiffmeister leben gelassen. Daß es dabei mäßig herging, kann man nicht behaupten. Mancher Bauer hat schon lange vorher auf diese Mahlzeit seine Kombination gemacht und hat acht Tage zu Hause nichts gegessen, damit 26) Dies ist nicht richtig. Es gingen auch Schiffzüge nach Hall in Tirol, wo der große Holzrechen die Weiterfahrt hinderte. Dort steht heute noch der ehemalige Getreidekasten. 149

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