OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Gebäude des Landesarchives kein Neubau war, den man einfach nur einzu¬ richten hatte, so vollzog sich auch der gesamte innere Ausbau dieser Anstalt nach außen hin in immerwährenden Anstrengungen und Schwierigkeiten jedoch verbunden mit einer beinahe an ein Wunder grenzenden inneren Harmonie. Daß das Land Oberösterreich heute in seinem Landesarchiv eine gediegene historische Forschungsstätte besitzt, ist eines der Lebenswerke Zibermayrs. Ein zweites Sorgenkind war der oberösterreichische Musealverein, ins¬ besonders dessen Veröffentlichungen mit ihren landeskundlichen Beilagen. Auch da gab es eine Fülle von Fehden und Konflikten, und zwar nicht nur nach außen hin, sondern auch im Innern des Vereines. Seine zähe Beharrlichkeit schenkte hier dem Vereinsobmanne einen schönen Sieg. Der Weg von der einfachen Sum mierung bis zur organischen Ganzheit wurde allen Einseitigkeiten zum Trutze durchgekämpft. Im Ganzen betrachtet, spürt man in den stattlichen Bänden der Museumszeitschrift die sichere und feste Hand Zibermayrs, der den Verein und die Zeitschrift vom Jahre 1922 bis 1938 leitete. Landesarchiv und Landesmuseum, diese zwei einzigen öffentlichen Stätten wissenschaftlicher Heimatforschung im Lande Oberösterreich, verdanken Zibermayr unendlich viel. Beim Lesen der Geschichte dieser Landesanstalten von heute spürt man wenig von den „schwachen Nerven“, aber sehr viel von dem klugen Sinne und von den kräftig zupackenden Händen Zibermayrs. Wenn wir die Arbeiten Zibermayrs überblicken, dann tritt das Organisa¬ torische des öfteren stark in den Vordergrund. Zibermayr brachte nicht eine Fülle von hunderten von Arbeiten heraus, doch sein umfangreiches Spätwerk, das schon erwähnte, beinahe 550 Seiten umfassende Werk „Noricum, Baiern und Österreich“, bedeutete einen stolzen Schlußstein über ein sehr arbeitsreiches Leben. Es ist gleichfalls ein echter Zibermayr, zeigt es doch vor allem seinen unermüdlichen Drang zur unmittelbaren Forschung; die Arbeit führt ohne Umwege direkt an die urkundlichen Quellen. Frühere Literatur anderer Forscher zog hier Zibermayr vielfach nur dann heran, wenn sie im Sinne seiner eigenen An¬ schauungen lag; was bedeutete auch für ihn der kaum übersehbare Wust des Schrifttums gegenüber der unmittelbaren Quellenforschung! Freilich ist diese selbstherrliche Eigenmächtigkeit Zibermayrs gar manchem zünftigen Historiker aus tiefer Seele fremd. Vielleicht nicht ganz mit Unrecht wird da gesagt, daß auch die Quellen des öfteren mehrdeutig und trübe sind, daß erst der zweite oder dritte Bearbeiter kraft einer großen Erfahrung oft mehr und besser sehen kann als ein einziger Mann. In seinem Lebenswerke versucht Zibermayr viele Erscheinungen auf einen einheitlichen Nenner zu bringen; dabei läßt er sich des öfteren von dem Gedanken einer Art Gesetzmäßigkeit des geschichtlichen Lebens leiten. Der sehr klaren Formung sieht es vielleicht nur jener, der auch Zibermayr persönlich näher kennt, von „außen“ an, wie sehr dieser Stoff gleich dem Aufbau des Landesarchivs und 128

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