OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Kriechbaum: Dr. Ignaz Zibermayr Von den Heiligengestalten des Mittelalters ist St. Wolfgang eine der volkstüm¬ lichsten, menschlichsten und auch eine der am stärksten gefeierten. Die Verehrung St. Wolfgangs schlug auch nirgends so tiefe Wurzeln wie in unserem Heimatlande Oberösterreich. Man erinnere sich nur an das Kloster Mondsee, an die Wallfahrts¬ stätte St. Wolfgang, an die Othmarskapelle unterhalb der Schaunburg bei Efer¬ ding, in der St. Wolfgang starb. Man gedenke aber vor allem der ganz bedeut¬ samen Kunstwerke nicht nur Oberösterreichs, sondern Österreichs, des Michael Pacherschen Flügelaltars zu St. Wolfgang und des ebenfalls dem heiligen Wolf¬ gang gewidmeten Flügelaltars zu Kefermarkt im Mühlviertel, wo auch unweit Schlägel die Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Stein steht. Die St. Wolfgang-Arbeit ist auch sonst ein echter Zibermayr.Ein kleiner Ausgangspunkt, etwa ein Meistervertrag zwischen Künstler und Abt, wird immer wieder ins Blickfeld gestellt. Dabei werden in der weiteren Folge größere und tiefere Kreise betrachtet und die verschiedensten Zusammenhänge aufgedeckt. treffliches Beispiel für die Beharrlichkeit des Forschers! Auch bei der Arbeit über das Linzer Landesarchiv sehen wir, wie sich ähnlich wie bei St. Wolfgang der Gesichtskreis unseres Forschers in gleicher Weise erweitert und vertieft. Hier wie bei Zibermayrs jüngstem Werk wird zwar gar mancher zünftige Historiker da oder dort in eine mehr oder minder scharfe Abwehrstellung gedrängt. Oft kann man da wirklich nicht von einer „Bandler-Natur“ des Landlers Zibermayr sprechen; do sitzt manchesmal, von seiner Seite ausgehend, Hieb auf Hieb, mancher geht dabei wohl auch daneben — doch bleibt man immer in Spannung. Natürlich fesselt es uns auch, zu hören, welche Kämpfe der im Jahre 1 zum Direktor bestellte Landesarchivar in seiner Sammel- und Forschungsstätte auszufechten hatte. Da mußte alles vom Kleinen aufgebaut werden und oft ging es im Lande der oberösterreichischen Dickschädel hart auf hart. Jahre hindurch war für den jungen Landesarchivdirektor die Florianer Stiftsbücherei das einzige wissenschaftliche Handwerksgerät. Ganz mühsam und allmählich wurde die Hand¬ bücherei des Archives mustergiltig auf einen Stand von 10.000 Bänden aus¬ gebaut. Wie mußte Zibermayr um jeden Diener und gar um jeden weiteren Archivar kämpfen. In dem konservativen Ebenhoch, im deutschfreiheitlichen Dr. Beuerle, aber auch im Sozialdemokraten Hafner fand er aber jederzeit starke Stützen. Nicht leicht war es, sich bei der Landtagsmajorität durchzusetzen, die einst ebenso wie heute viel stärker rein wirtschaftlich als etwa volkspädagogisch oder gar wissenschaftlich denkend eingestellt war. Aber auch mit dem Museums und Diözesan-Archiv kam es zu manchen Auseinandersetzungen. Kriegsnöte und schwere Krankheiten brachten Zibermayr von keinem seiner einmal gesteckten Ziele ab. Die Idee des oberösterreichischen Zentralarchives schwebte ihm immer mit der gleichen Klarheit und Stärke vor Augen. Wider¬ stände waren da, um überwunden zu werden. Das Gedeihen des Archives, seine Reichhaltigkeit und Sauberkeit, neue Aufgaben wie der Denkmalschutz sämtlicher Archive des Landes, brachten immer noch zusätzliche Arbeit. Ähnlich wie das 127

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