OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Sturmberger: Die Haft des Prinzen Ruprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz Landeshauptmann erklärt, es bestehe keine Fluchtgefahr und er verwies auf die in Wien gewiß leichter verfangende Tatsache, daß dadurch die Unkosten für die Wache wegfallen würden und Ruprecht wie einst auch der Kurfürst von Trier, sich selbst erhalten könnte, da er ja doch vom König von England ein jährliches Deputat von 20.000 Gulden erhalte 37). Ruprecht erklärte, als er die Wiener Entscheidung erfahren hatte, dies sei gegen den Kriegsbrauch und weigerte sich auch beharrlich, den Revers auszustellen. Er wandte sich selbst in einem Schreiben an den Kaiser, dessen Konzept auf sein Bitten Kuefstein entworfen hatte 38). Aber der Wiener Hof war nicht umzustimmen, der Kaiser erklärte, er habe „erhöbliche Ursachen und rationes", auf den Pfalzgrafen „wohlgenaue fleißige Aufsicht zu halten" 39)Die Wache blieb, lediglich auf den Revers des Pfälzers wurde verzichtet, aber Kuefstein sollte den Prinzen wie bisher mit „aller cortesia und Höffligkheit tractieren So waren der Besuch des Ballhauses, in dem Ruprecht täglich viele Stunden zubrachte, und gelegentlich Ausfahrten in die Stadt — jedoch nur im Beisein Kuefsteins — als wesentliches Ergebnis des Linzer Aufenthaltes des Erzherzogs Leopold zu verzeichnen. Ruprecht befaßte sich auch viel mit Kupferstichen, mit Geometrie und „Fortificationssachen“, Dinge, auf die er sich nach Kuefsteins Zeugnis wohl verstand. Der Pfalzgraf entbehrte besonders der Jagderlaubnis, um die er wiederholt gebeten hatte, die er aber zunächst nicht erhielt, obwohl sich Kuefstein selbst öfter darum bemühte 41). Die Briefe von Mutter und Schwester wurden seltener und die Kunde, daß der Bruder Ruprechts in Frankreich interniert sei, beraubte ihn seiner Hoffnung auf frühere Entlassung aus der Haft *2). Nicht zuletzt aus diesem Grunde drängte er auch auf eine Vermehrung seines Personals, die ihm genehmigt wurde und am Anfang des Jahres 1640 trafen aus Wien auch Roß und Wagen für ihn ein. Aber es war kein fürstliches Gefährt: Kuefstein äußerte sich, diese Ausfahrten des Pfalzgrafen mit dem zerrissenen Wagen schadeten dem kaiserlichen Ansehen 43) Auf seiner Durchreise durch Oberösterreich nach Regensburg hatte Ferdinand III. von Wels aus Ende Mai 1640 dem Landeshauptmann gestattet, den Pfalzgrafen zu dessen Erholung bei Reisen, die nicht länger als einen Tag dauerten, mitzunehmen. Das kaiserliche Schreiben enthielt auch die Genehmigung für Ruprecht, verschlossene Briefe an den König von England zu schreiben und dessen Briefe uneröffnet zu empfangen 44). 37) Kuefstein an Trautmannstorff, Hartheim, 9.10. 1639. 38) Kuefstein an Ferdinand III., Linz, 27. 9. 1639 und Konzept Kuefsteins für Schreiben des Pfalzgrafen an den Kaiser, Linz, 25.10. 1639. 30) Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 31. 10. 1639. 40) Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 15. 11. 1639. *) Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 15. 11. 1639; Kuefstein an den Kaiser, 21. 4. 1640. 22) Kuefstein an den Kaiser, 5. 12. 1639. 43) Ebenda und Kuefstein an den Kaiser, Linz, 10. 1. 1640; Kuefstein an Leslie, Linz, 30. 9. 1640. 22) Ferdinand III. an Kuefstein, Wels, 30. 5. 1640. 121

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