OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter temperatur dero reputation und höflichkeyt gegen deme Herrn Pfalz Graven gebraucht, daß es mit lust zuzusehen gewesen“ 33). Gleich am Tage der Ankunft des Erzherzogs machte dessen Kämmerer Khevenhiller dem Gefangenen auf der Linzer Burg seine Aufwartung und kondolierte im Namen des Erzherzogs. Da der Bruder des Kaisers Kuefstein zu verstehen gegeben hatte, falls der Pfalzgraf eine Audienz begehre, werde er sie gewähren, und da der Landeshauptmann dazu riet, fand am folgenden Tage die Begegnung der beiden Fürsten statt. So standen sich der junge Habsburger und der Pfälzer als Cavaliere gegenüber, deren Väten zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, der eine als Erbe der reichisch-katholischen Tradition des Hauses Österreich, der andere als Träger des revolutionären ständisch-calvinischen Prinzips, die Entscheidung mit dem Schwerte gesucht hatten Der Audienz, die nur eine halbe Stunde dauerte, folgte eine Einladung zum Abend¬ essen beim Erzherzog. Die Gespräche drehten sich um Reiten, Ballspiel und der gleichen. Eine Stunde Spiel „im breth“ erwies den Pfalzgrafen als Meister. Die Titelfrage, die für Ruprecht auftauchte, lies das Vertrauen zu seinem Wächter Kuefstein deutlich erkennen. Als er den Landeshauptmann um Rat fragte, er¬ klärte er ihm, er habe bisher das Gefühl gehabt, daß er ihm stets gut gewollt habe und er wisse, daß er ihm auch in diesem Punkt nichts raten werde, was seinem Haus „disreputierlich“ und anderen Reichsfürsten präjudizierlich sein könnte 34) Die Zusammenkunft mit dem Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee und Bruder des Kaisers hatte für den Prinzen die langersehnte Lockerung seiner Haft bewirkt. Auf sein Bitten genehmigte Leopold dem Pfalzgrafen den Besuch des Ballhauses und Ausfahrt in die Stadt. Der Pfalzgraf stellte einen schriftlichen Revers aus, nicht zu entweichen und sich an die befohlenen Einschränkungen zu halten. Leopold behielt sich jedoch die kaiserliche Genehmigung vor und bis dahin sollte das Verlassen des Schlosses nur mit der Wache vor sich gehen 35). Um die kaiserliche Genehmigung gab es noch ein kleines Intermezzo. Ferdinand war mit der Genehmigung seines Bruders einverstanden, auch die von Leopold angeregte Beistellung von Pferd und Wagen für den Pfalzgrafen erfolgte, jedoch sollte trotz der Abforderung des Reverses die Wache beibehalten werden 36). Kuefstein, der die Empfindlichkeit seines gefangenen Cavaliers kannte, scheute sich zunächst, diese Mitteilung aus Wien dem Pfälzer bekannt zu machen. Er wandte sich an Trautmannstorf, der Pfalzgraf erwarte bestimmt die Quittierung der Wache nach Ausstellung des Reverses und dies stimme auch mit der Intention des Erzherzogs überein. Nach Ruprechts Ansicht sei dies auch Kriegsbrauch. Der Pfalzgraf würde unter dieser Bedingung den Revers gewiß nicht ausstellen und die be¬ absichtigte kaiserliche Gnade werde schließlich nur als Unrecht empfunden. Der 33) Kuefstein an Trautmannstorff, 27.9.1639. 3a) Ebenda. 35) Revers des Pfalzgrafen, Linz, 26. 9. 1639 und Erzherzog Leopold an den Kaiser, Linz, 26. 9. 1639. Vgl. auch Kuefstein an den Kaiser, Linz, 27. 9. 1639. 36) Ferdinand III. an Kuefstein, Eberstorff, 1. 10. 1639. 120

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