OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Samlung von Briefen und Aufzeichnungen Ruprechts, die scheinbar schon zu Lebzeiten des Prinzen von seinem Sekretär Oberst Benett zusammengestellt wurden. Einzelne Teile dieser Sammlung sind im Britischen Museum in London und in Oxford noch erhalten5). E. Warburton (Memoirs of Prince Rupert and the Cavaliers, London 1849) erzählte in romantischer Weise die Schicksale des Prinzen in Linz, die Sammlung Benett ausbeutend, legendenhaft verschwommen und oft voll romanhafter Pikanterie. Er schildert die ritterliche Haltung des „alten Kriegshelden“ Kuefstein, die strenge Haft des Prinzen, die Milderungen durch Erzherzog Leopold, die Liebe zur Tochter Kuefsteins und die Bemühungen, den Pfälzer zum Katholizismus zu bekehren und ihn für den kaiserlichen Dienst zu gewinnen. Der Prinz erscheint wie in einem Roman, ritterlich, standhaft, Liebe und Ehre verpflichtet. Für seine Befreiung ringt die Kaiserin Ferdinand III. gegen die Kurfürstin von Bayern, die Ruprechts Loslassung ver¬ hindern will. Der Schluß bringt die Jagderzählung; Ferdinand III. wurde auf der Jagd von einem Eber angefallen, Ruprecht stürzt aus dem Dickicht und tötet das wütende Tier. Sein Lohn ist die Freiheit. Auch spätere Bearbeiter der Geschichte des Prinzen wie etwa Spruner und Treskow kommen über die legendenhafte Erzählung der Linzer Episode des Prinzen nicht hinaus. Der Verfasser der großen Kuefstein'schen Familiengeschichte hat in manchen Punkten auf die historische Unrichtigkeit der englischen Dar¬ stellungen bereits hingewiesen, z. B. daß die älteste Tochter des Grafen Kuefstein damals erst 9 Jahre alt war und demnach für die romantische Liebe des Pfalz¬ grafen nicht in Betracht kam. Doch sind die Beiträge zur Geschichte der Linzer Zeit des Pfalzgrafen Ruprecht in der Kuefstein'schen Familienkunde spärlich und beschränken sich auf etliche Bemerkungen aus Akten des Wiener Hofkriegsrates. Eine noch erhaltene Aktensammlung des Landeshauptmanns Graf Kuefstein über des Pfalzgrafen Arrest im Schloß zu Linz blieb bisher unbenützt“). Sie enthält neben zahlreichen Abschriften und Originalen von Briefen vor allem die offizielle Korrespondenz des Grafen Kuefstein mit dem Wiener Hof in Angelegen¬ heiten des Pfalzgrafen. Besonders aus den laufenden Nelationen des Landes hauptmanns ergibt sich ein Bild dieser Haft im Linzer Schloß, durch das die englische Literatur um den Condottiere der Stuart in vielem wohl bestätigt wird, doch erscheint der ganze Schimmer und die legendäre Verbrämung verscheucht und diese Geschichte um das alte Linzer Schloß tritt in voller Nüchternheit vor das Auge des späten Betrachters. Aber trotz dieser nüchternen Sprache der Tatsachen, zeigt sich uns die ganze Geschichte dieser Haft erfüllt von jenem Geist der Artigkeit und Courtoisie, der in der Gestalt des französischen Edelmannes des 17. Jahrhunderts seine vollendete Verkörperung erfuhr. Und dies geschieht nicht nur von Seiten Ruprechts, der selbst zum Typus des „Cavaliers“ wurde, sondern 5) Vergleiche auch für das Folgende Kuefstein, Familiengeschichte Bd 3, S. 289 ff. *) Landesarchiv Linz, Weinberger Archivalien, Handschrift Nr. 19. Alle folgenden Quellen¬ angaben beziehen sich auf diese Handschrift. 114

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