OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Sturmberger: Die Haft des Prinzen Ruprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz Knapp 20 Jahre nach der Flucht der Pfälzerfamilie aus Böhmen wurde das Land ob der Enns an die Tage, da es an der Seite des Kurfürsten von der Pfalz gegen das Haus Österreich stand, erinnert. Dies geschah durch die Haft des in Prag geborenen Sohnes des Winterkönigs im Schloß zu Linz, die mehr als zwei Jahre dauern sollte. Mochte diese Tatsache an sich schon den Wechsel der Dinge im Lande ob der Enns höchstanschaulich in Erscheinung treten lassen, die Persön¬ lichkeit des damaligen Landeshauptmannes ob der Enns, dem die Bewachung des jungen Pfälzers anvertraut war, wies auf die verflossene Zeit des wider¬ strebenden evangelischen Ständetums, das mit dem Vater des Prinzen nahe an die Katastrophe herankam, und war zugleich Verkörperung des siegreichen absoluten Fürstentums und der katholischen Restitution. Es war Hans Ludwig Graf von Kuefstein, der seit 1631 Landeshauptmann ob der Enns war3). Kuefstein war eine weltgewandte Persönlichkeit, einst einer der gemäßigten Führer der evange¬ lischen Stände Niederösterreichs, führte in ihrem Auftrage mehrere diplomatische Aufgaben durch, trennte sich jedoch, als der radikale Flügel die Führung an sich riß und Anschluß an das rebellierende Böhmen suchte. Er trat später zum katholischen Bekenntnis über, reiste als kaiserlicher Gesandter an die Pforte und wurde schließlich zum Landeshauptmann in Oberösterreich ernannt. Aber scheint es nicht wie eine Ironie der Geschichte, daß eben derselbe Hans Ludwig Kuefstein, der am Vorabend der böhmischen Rebellion als Abgesandter der widersetzlichen österreichischen Stände am Unionstag in Nürnberg dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz gegenüberstand, nun als Vertreter des siegreichen Hauses Österreich den gefangenen Sohn des Pfälzers in Linz bewachen sollte? Der junge Ruprecht von der Pfalz war nach seinen Studien an der reformierten Universität Leyden, nach kurzem Dienst in der Leibgarde Friedrich Heinrichs von Oranien mit seinem älteren Bruder Carl Ludwig am englischen Hof. In England erfreute sich der jugendliche Sproß der Stuarts bald großer Beliebtheit. Er ging daher im Jahre 1637 nur ungern aus England weg und nahm teil am Krieg gegen das Haus Österreich. Als Führer eines Kavallerie¬ regimentes wurde er bei Gohfeld4) im Herbst des Jahres 1638 kriegsgefangen. Der kaiserliche General Hatzfeld übergab ihn dem Obersten Deveroux, dem Mörder Wallensteins. Auf Befehl Kaiser Ferdinands III. kam Nuprecht in sicheren Ge¬ wahrsam auf das kaiserliche Schloß zu Linz. Da der pfälzische Prinz später, namentlich zur Zeit der Kämpfe des Hauses Stuart mit der Parlamentsopposition und auch noch nach der Restauration in England eine bedeutende Rolle spielte, beschäftigte seine englischen Viographen auch seine zweijährige Haft in Linz. Sowohl die sogenannten „Memoiren“ des Prinzen, wie auch spätere Biographien basieren auf der Benett Collection, einer 3) F. Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns, Bd 2 (1847) S. 608. *) Allgemeine Deutsche Biographie Bd 29 S. 743. Vgl. über Ruprecht auch die Arbeit von K. Hauck, Rupprecht der Cavalier, Pfalzgraf b. Rhein 1619—1682. Neujahrsblätter der bad. histor. Kommission, Ig 1906. 113

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