OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Kneidinger: Die Steinzeit Oberösterreichs im Attersee sind aber Gegenstände zum Vorschein gekommen, die eine Benützung der Pfahlbauten bis zum Beginn der mittleren Bronzezeit wahrscheinlich machen. Es fanden sich nämlich neben jungsteinzeitlichen Formen auch solche der früheren Bronzezeit, wie z. B. Nadeln “4), ja sogar der mittleren Bronzezeit, wie verkehrt herzförmige Anhänger 45). Wir können daher die Blüte der Pfahlbaukultur zwar um 2000 herum ansetzen, dürfen aber annehmen, daß sie erst am Beginn der mittleren Bronzezeit, d. i. um die Mitte des zweiten Jahrtausends, ihr Ende gefunden hat. Nach der Zeitstellung wäre die Kulturstellung und Herkunft der Mondsee¬ kultur festzustellen. Bei der Betrachtung des Fundmaterials der Pfahlbaukultur können wir zahlreiche Kulturelemente erkennen, die auf die donauländische oder bandkeramische Kultur zurückgehen. Die Verzierung der Tongefäße mit zersetzten Spiralen und Mäandern, gewisse Gefäßformen und Steingeräte und die in den Pfahlbauten auftretenden Tierplastiken sind hier zu nennen. Anderseits gibt es in der Mondseekultur aber auch Kulturelemente, die dem donauländischen Kreis fremd sind, die augenscheinlich von auswärts in unser Gebiet gebracht wurden Hier sind vor allem die Knaufäxte anzuführen, ferner die gekrümmten Sichelmesser, der Tiefstich und die Ausfüllung der Verzierungen der Keramik mit Kalkeinlage, vielleicht auch gewisse Verzierungsmotive wie z. B. das Strahlenrad. Diese und manche anderen Kulturelemente lassen sich nur mit dem nordischen Kulturkreis der Man nimmt daher an, daß um jüngeren Steinzeit in Verbindung bringen. 2000 v. Chr. Geb. eine Invasion nordischer Stämme in das bandkeramische Gebiet stattgefunden habe und daß bei uns in Oberösterreich diese Einwanderung über Südostbayern erfolgt sei. Hier in Südostbayern findet sich nämlich die der Mond¬ seekultur nahe verwandte Altheimer Kultur “6). Die nordische Invasion ins band¬ keramische Gebiet wird gewöhnlich gleichgesetzt mit der Indogermanisierung dieses Gebietes, obgleich man vielfach heute der Ansicht ist, daß in der donauländischen Bevölkerung schon früher ein starker nordischer Einschlag wirksam geworden ist 47) Es ist nun die Frage, wie sich der Zusammenprall der neu eingewanderten hat. Nordleute mit der ansässigen bandkeramischen Bevölkerung abgespielt Möglicherweise ist diese Invasion auf ganz friedliche Art vor sich gegangen. Zwar erscheinen in den Randzonen des donauländischen Kreises, im äußersten Nord¬ westen (d. i. am Rhein) und im Südosten (d. i. am Schwarzen Meer) Befestigungs anlagen, die auf eine kriegerische Abwehrhaltung der Donauleute hindeuten könnten. Im Hauptgebiet der Bandkeramik aber sind Befestigungen im allge meinen unbekannt, und so ist die Annahme eines friedlichen Überganges zwischen Voll- und Spätneolithikum im Donauraum nicht von der Hand zu weisen. **) K. Willvonseder, Oberösterreich in der Urzeit, Abb. 21, 6, 7. 25) K. Willvonseder, Oberösterreich in der Urzeit, Abb. 20, 2. 46) F. Birkner, Ur- und Vorzeit Bayerns, Tafel 4. 27) L. F. Zotz, Die Beziehungen zwischen Altsteinzeit, Mittelsteinzeit und Donaukultur, Wiener Prähistorische Zeitschrift 1941 S. 1 —20. 107

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