OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter zuwies 33). Es handelt sich um eine Hacke aus Hirschgeweih (Abb. 27), ein Geröllstück mit angefangener Vollbohrung (Abb. 28), zwei Flachbeile (Abb. 29, 30), den Fuß eines Tonidols (Abb. 31) und eine Reihe von Keramikstücken (Abb. 32—37), von denen einige mit Bändern verziert sind, die mit querge¬ stellten Stichreihen gefüllt sind (Abb. 33). Ein Keramikstück hat einen rundlichen Griffknopf (Abb. 35), wie solche für die bemalte Keramik sowohl als auch für die Münchshöfer Kultur charakteristisch sind. Auf den engen Zusammenhang mit der Stufe der bemalten Keramik in Niederösterreich weist aber besonders das Idolbruchstück hin, das augenscheinlich einen Fuß darstellt (Abb. 31). Ähnliche Fußbruchstücke kennen wir aus Groß-Weikersdorf (Bezirk Tulln) 34) und vom Manhartsgebiet in Niederösterreich 35). Idolplastik, insbesonders die Darstellung von stark schematischen Frauenfiguren, ist überhaupt für die bemalte Keramik kennzeichnend und wird auf einen vorderasiatischen Kulturkreis zurückgeführt, dessen Wirkungen über die Balkanhalbinsel bis Mitteleuropa reichten, anderseits aber auch in Ostasien zu spüren sind. Der zweite Fundplatz mit Münchshöfer Kultur befindet sich in Niederperwendt bei Marchtrenk 36). Es konnten 1926/27 hier Siedlungsspuren festgestellt werden vor allem eine Grube, in der wir allerdings eher eine Abfallsgrube als eine Wohngrube erblicken dürfen. Pfostenlöcher, die auf eine Wohngrube deuten würden, waren nämlich nicht zu erkennen. Der Platz lieferte besonders Keramik mit typischer Verzierung in Wickelbändern, Dreiecken, sich kreuzenden Bändern, dann mit den bekannten runden Griffknöpfen und einen Tonlöffel mit Stielrohr, welche Form in der bemalten Keramik und in der Münchshöfer Kultur vorkommt. Wenn wir die Funde von den zwei Fundplätzen der Münchshöfer Kultur in Oberösterreich mit dem Fundmaterial der gleichen Kultur in Bayern vergleichen, so wird uns die Verwandtschaft sofort klar. Am deutlichsten ist das in der Ver¬ zierung der Keramik zu erkennen 37). 2. Spätneolithikum In den jüngsten Abschnitt der jüngeren Steinzeit, in das Spät- oder Jung¬ neolithikum, das man wegen des Erscheinens von Kupfergeräten auch als Stein¬ kupferzeit bezeichnet, fällt bei uns in Oberösterreich das Auftreten der Pfahl¬ bauten. Bis jetzt konnten Pfahbauspuren im Mond-, Atter- und Traunsee und angeblich auch im Moor von Gerlham nordwestlich von Seewalchen und in der 33) H. Wunder, F. Wiesinger, N. Pittioni, Zwei Siedlungen der Münchshöfer Kultur in Oberösterreich, Germania Ig 19 (1935) S. 200 —205. 3*) L. Franz, Niederösterreichische Funde aus der neolithischen bemalten Keramik, Wiener Prähistorische Zeitschrift 1923 S. 1—9. 35) A. Hrodegh, Über die neolithischen Idole des niederösterreichischen Manhartsgebietes, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 1923 S. 197 —202. 30) K. Willvonseder, Urgeschichte des Kreises Wels im Gau Oberdonau, Materialien zur Urgeschichte der Ostmark, Heft 7 S. 21 —24 und Tafel 3. 37) F. Birkner, Ur- und Vorzeit Bayerns, Tafel 3. 104

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