OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Erhebung). Von ihm erwarb es durch Kauf die Studienbibliothek in Salzburg 7). Einzig bekanntes Exemplar, Nr. G 549. Wasserzeichen: ein liegender Anker im Kreis. Titel: Ein new geticht liedt von vnsers allerdurchleichtigisten Kayser Maximilian abschiedt vnd todt. Im thon: Ich stunt an ainem Morgen. MDXIX. (ohne Ortsangabe, wegen der Auszeichnungstypen und einzelner mundartlicher Wendungen vermutlich Nürnberg). Zwischen Titel und Text sind nebeneinander zwei kleine Holzschnitte eingefügt. Auf dem linken wird der mit den Kroninsignien bedeckte Sarg von zwölf Männern getragen. Der rechte Holzschnitt stellt in zwar grober, aber kennbarer Zeichnung das auffallenderweise nach links gewendete Profil des Kaisers dar, dessen Brust die Kette des Goldenen Vlieses ziert. Zeichner und Drucker sind unbekannt 8). Textbeginn: Nun horet hie mit vleyse.. Der Verfasser ist nach Strophe 27 Jorig Pleyer. Der Name Pleuer ist im Bürgerbuch von Wels aber erst im Jahre 1595 und 1608 genannt 9). Abdrücke, jedoch nach Textvergleich entweder von einem anderen, heute verschollenen Druck des Flugblattes oder, was eher zutreffen wird, nach Vornahme sprachlicher An¬ derungen des Originals finden sich bei Stybarus 10), Hoefel 11), Liliencron (S. 216 ff, Nr. 307 b, Name wie bei Hoefel, die Strophe 26 ist von beiden aus¬ gelassen!). Nüchterner Tatsachenbericht, ungelenke Form, bayrisch-österreichische Mundart, im Flugblatt und in den Abdrücken aber öfters verwischt. 27 sieben¬ zeilige Strophen, Neimfolge ababcdc, aber oft gestört. Berichtigungen zu Stammler 12): Der Name Pleicher Georg ist von Hoefel entstellt; er heißt richtig Pleyer. Das Gedicht hat 27, nicht 26 Strophen. Die letzten Verse haben nach dem Flugblatt richtig zu lauten: „Der vns hie das mit fleise/ von erst gedichtet hat, dem Kayser ie zu preyse/zu Wien wol ein der stat. gesang ist im gar wol pekannt. Jorig Pleyer hat es gemacht; also ist er genant. Pleyer entstammte nicht einer Wiener, sondern einer Welser Familie, wie sich bei Pleyer II zeigen wird 13). Der zweite Satz über Bleicher ist daher ganz zu streichen, desgleichen der letzte im Kleindruck (S. 903). Dagegen ist die Arbeit von Frisch anzufügen. Der Satz „Einblattdruck im Stift Schlägl in Ob. Österr.“ (S. 910) gehört in den Artikel auf Seite 902/903, ist jedoch auf Salzburg zu berichtigen. Die Prioritätsfrage gegenüber Weyler kommt noch zur Sprache. *) E. v. Frisch, Jörg Pleyers Flugblatt von Kaiser Maximilians Abschied und Tod, Gutenberg-Jahrbuch 1935 S. 150 ff., und eigene Erhebungen. 8) Frisch, S. 153, und eigener Augenschein. *) Mitteilung des verstorbenen Stadtrates F. Wiesinger, Wels. 10) Th. Stybarus, Historische Erzählungen und Bergpredigten, 1. T. (Leipzig 1593) S. 18 ff. Als Verfasser ist Georg Pleiher genannt. ") J. Hoefel, Historisches Gesangbuch (Schleusingen 1681), S. 201 ff (Georg Pleicher). 12) W. Stammler — K. Langoth, Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasser¬ lexikon, Bd 3 (1943) S. 902 ff. 13) Siehe auch J. W. Nagl und J. Zeidler, Deutschösterreichische Literaturgeschichte, Bd 1 (1899) S. 190. 42

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