OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter alte Liebling des Publikums dem regelmäßigen Stück im Stadttheater vermutlich fühlbare Konkurrenz machte. Aber auch andere Ereignisse erschütterten die kaum gesicherte Neuordnung der Linzer Theaterverhältnisse. Im Frühjahr 1774 geriet die Theatersozietät in einen Konflikt mit Kaiserin Maria Theresia, die bekanntlich dem Theater wenig gewogen war. Diese Einstellung spricht auch aus einer an Thürheim gerichteten, scharfen Verfügung der Kaiserin gegen die Linzer Theaterunternehmung, die Thürheim mit folgendem Dekret (Konzept vom 22. 4. 1774) der Theatersozietät mitteilte: „Es haben Ihre k. k. Maj. mir Landeshauptmann mittels eines Cabinetschreiben von 20. dieses allergnädigst rescribieren zu lassen geruhet, wie allerhöchst Dieselbe sich allergnädigst verseheten, daß denen Ausschweifungen der hiesigen Theatral Bande werde Einhalt gemacht werden, und da namentlich Mutter und Töchter von der sogenannten Tyllischen Famille von einer sehr ärger¬ lichen Aufführung sind, so wollen Ihre Maj., daß solche von Linz abgeschaffet, auch der bekannten Theresina 19), welcher ohne deme ihr Theatral Engagement auf¬ gekündet worden, der baldige Abzug von Linz bedeutet werden solle. Überhaupt aber könnten Ihro Maj. gar nicht billigen, daß Cavaliers mit der Impressa des Theaters sich beschäftigen, und findeten besser solche an Leute von minderem Stand zu überlassen. Ein und anders wird dahero der adelichen Impressa zur allergehorsamsten Maßnehmung und Verständigung andurch bekannt gemacht, allermaßen wegen Abschickung der Tänzerin Theresina das Weitere durch die k. k. Policey-Commission veranstaltet werden wird. Die „Theresina“, die binnen zwölf Tagen über die Grenze gestellt werden sollte, fand keine Unterstützung bei Thürheim, hingegen setzte er sich in einem Schreiben an den geheimen Kabinettssekretär der Kaiserin, Freiherrn von Püchler, für die Linzer Kavaliersunternehmung und für ein weiteres Verbleiben der Tillyschen Familie ein: „Diese Theatral Impressa“, schreibt der Landeshaupt¬ mann, „bestehet nun meistens aus Cavalieren und Personen, deren häusliche Umständ und Lebenswandel von aller Zumutung ungleicher Absichten hinausseien. Man glaubte hierorts, daß zu Hintanhaltung der Ausschweifung herumvagierender Banden, zur Verbesserung der Sitten dieser Leute und ihrer Schauspiele und zu Hintanhaltung ihrer Betrügerei und Schuldenmachen, eine adeliche Impressa mehr Ansehen, Anständig- und Wirksamkeit haben würde. Selbst zur Behauptung des guten Geschmacks und zur Erreichung des vorgesetzten Endzwecks von der Not¬ wendigkeit eines Theaters in den Provinzialhauptstädten überzeugt, als wohin Ihro Majestät allerhöchste Erlaubnis für die Schauspiele sich erstrecket, habe ich zu dem Vorschuß dieser Impressa zu verschiedenen Malen, und letztlich 150 fl unentgeltlich beigetragen, wie solches von ihnen ganz recht angeführet ist (und ich vermute nicht Ihro Majestät allerhöchste Anordnung hiedurch überschritten zu 19) Theresina Schmalögger, in Linz als Tänzerin engagiert, 1781—1782 Direktorin in Pest. Der Tänzer Schmalögger war 1782 unter Bulla in Linz als Ballettmeister, Mad. Schmal¬ ögger als Tänzerin engagiert. 36

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