OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Die Anfänge des ständigen Theaters in Linz Zur Linzer Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts Von Dr. Franz Pfeffer (Linz) Om Vergleich zu den österreichischen Residenzstädten, wo der Wunsch und die dauernde Fürsorge des Hofes das Berufstheater frühzeitig zu einer oft großzügig bedachten Einrichtung machten und die ständige Anwesenheit oder gar feste An¬ stellung einer Theatertruppe begünstigten, hat Linz erst spät ein ständiges Theater erhalten. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts lag die Pflege der Theaterkunst in der oberösterreichischen Landeshauptstadt in den Händen der wandernden Schauspielerbanden, wobei allerdings die günstige Verkehrslage und die großen Frühjahrs- und Herbstmessen keine geringe Anziehungskraft auf die Komödianten ausübten und den Linzern die Bekanntschaft mancher berühmten Truppe verschafften. Schon im Jahre 1600 ist eine englische Wandertruppe in Linz nachgewiesen und seither sucht zur Marktzeit meist eine der vielen Banden, die landauf, landab streifen, hier ihr kärgliches Brot zu erspielen. Diese kurzen Messegastspiele sind die ersten regelmäßigen Linzer Theaterspielzeiten. Wenn das Marktleben verebbt, müssen auch die Schauspieler ihre Spielhütte abbrechen und mit ihrem wenigen Rüstzeug und der dürftigen Ausstattung den Wanderkarren besteigen zur keineswegs immer fröhlichen Fahrt an den nächsten, oft mühsam erkämpften Spielort. Ein weiteres Verweilen verbot der Mangel eines zahl¬ reicheren Theaterpublikums und der meist geringe Umfang des Nepertoires. Manch¬ mal folgt auf das Spielgesuch überhaupt ein abschlägiger Bescheid durch die Stadt, die immer auch sittliche Gefahren in der Anwesenheit einer Schauspielertruppe erblickt, gar nicht zu reden von der Angst vor der Feuergefährlichkeit der Auf¬ führungen in der hölzernen Spielhütte, im Ballhaus oder in der Reitschule. Manche Truppen suchen Linz regelmäßig auf und kommen so in eine festere Verbindung mit der Stadt. Die berühmten Eggenbergischen Komödianten konnten 1687 darauf verweisen, daß sie „bereits an fünf Jahr alhier die hohe gnad ge¬ nossen, mit letzten Comoedien eine hochlöbliche Landschaft in dem Reitplatz unter¬ thenigst zu bedienen“. 1718 wird zum erstenmal ein Prinzipal genannt, Johann Heinrich Brunius; er ist der erste Theaterdirektor in Linz, der aus dem Dunkel der vielen Namenlosen der Wanderzeit als geschichtliche Persönlichkeit hervortritt. Von Johann David Herrganß, der zum Herbstmarkt 1725 in Linz spielt, haben wir das erste Personenverzeichnis einer in Linz spielenden Truppe. Von einer Fürsorge öffentlicher Stellen für das Theater ist noch wenig zu bemerken. Beim Magistrat erschöpft sich diese Fürsorge in der Zuweisung des Platzes für die Errichtung der Spielhütte. Theaterfreundlicher sind die Stände, 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2