OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Weinberger: 100 Jahre Eiszeitforschung in Oberösterreich des Hochgebirges bietet noch eine Menge von Fragen. Ging man in der klassischen Zeit in der Frage der Gletscherarbeit etwas zu weit, war man anschließend etwas zu engherzig, so ist es nun Zeit, aus der These und aus der Antithese im Hegelschen Sinne zur Synthese zu schreiten. Eine der Grundfragen der Eiszeitforschung ist die der Gliederung des Eiszeit¬ alters. Wir sahen, wie 1846 Simony zuerst von einer Eiszeit überhaupt sprach, wie dann 1868 Mojsisovics zu einer Zweigliederung, 1886 Brückner zu einer 3. Eiszeit und 1908 A. Penck zur klassischen Viergliederung kam. Und nun gerade zum hundertjährigen Jubiläum war es möglich, noch einen Schritt weiter vorwärts zu machen. In Fortsetzung der langjährigen Salzachgletscherbegehungen war es mir 1947 geglückt, eine Neugliederung der Altmoränen durchzuführen, wobei sich u. a. die überraschende Tatsache ergab, daß der Siedelberg eine Günzmoräne ist, die einzige bisher bekannte Österreichs. Außerdem war es dabei möglich, nun auch im Salzachgletscher die Vollgliederung durchzuführen. Wir kommen dabei zu folgendem Schema: 4. Eiszeit (Würm): 3 Stadien 2 Stadien 3. Eiszeit (Riß): 2. Eiszeit (Mindel): 1 Stadium, das 2. fraglich 1 Stadium, das 2. nicht belegbar 1. Eiszeit (Günz): Eichwald-Stufe Pliozän: 3 Aufschotterungen: Kindsbründl-Stufe Weißenstufe (außer der vorhergehenden Hauptaufschotterung). Dieses Ergebnis steht im Einklang zu den Forschungen des Benefiziaten Barthel Eberl aus Obergünzburg, der im Iller-Lech-Gletscher zu ähnlichen Er¬ gebnissen kam, und auch zu den Untersuchungen von Wolfgang Soergel an den Lößen und Flußterrassen Mitteldeutschlands. Ihre Feldbeobachtungen stimmen aber wiederum aufs beste mit den Berechnungen des Astronomen M. Milankovitch überein, der aus der periodischen Änderung der Erdbahnelemente eine Klimakurve berechnete, deren Tieftemperaturen den einzelnen Eiszeiten entsprechen. Und auch unsere Feststellungen auf oberösterreichischem Boden stimmen mit diesen Berech¬ nungen überein, wie an anderer Stelle gezeigt werden soll. So weitet sich unser Blick von den Moränen unserer engeren Heimat zu den Gesetzen des gestirnten Himmels über uns. Die Entstehung der Donau, Zeitschrift Deutsch. Geol. Ges. 80 (1928) Monatsber.; Fr. Bsteh, Die Morphologie des Donaugebietes zwischen Passau und Aschach. Dissertation Univ. Wien 1933. [Besprechung der Arbeit durch J. Sölch, Geographischer Jahresbericht aus Österreich Bd 20 (Wien 1940) S. 131]. Vgl. auch die älteren Arbeiten von König, Graber, Stadler.

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