OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter gebirge, sieht schärfer und „empfindet unwillkürlichdie Neigung, auch beim Böhmerwald die so merkwürdig auf eine ziemlich schmale Höhenstufe (9201080 Meter) verteilte Reihe kleiner Hochseen in der Nachbarschaft der dominieren den Gipfel mit Glazialerscheinungen der Vorzeit in Beziehung zu bringen" 58) Auch A. Penck spricht sich 1882 und 1884 im selben Sinne aus. Man erfühlte sozusagen die Existenz der Böhmerwaldgletscher. 1886 erschien dann von Bayberger eine Arbeit59), in der er zu unmöglichen Ergebnissen kam. Dem¬ nach sollte dort eine ausgedehnte, zusammenhängende Flächenvergletscherung den gesamten Böhmerwald bis zu 700 Meter herunter bedeckt haben. Gletscherschliffe und Moränen sind in seiner Karte bis knapp um Passau eingezeichnet (eine ähn¬ liche Wiederholung werden wir später nochmals antreffen!). Doch wurden, um mit Partsch zu reden, diese „kühnen Vermutungen über riesige Talgletscher schnell ins Schattenreich verwiesen“, dank einer Überprüfung durch A. Penck, A. Böhm und Rodler6o). Doch damit gelangen wir schon zum nächsten Abschnitt der oberösterreichischen Eiszeitforschung, der klassischen Epoche. Überblicken wir nochmals das Wesentliche des Pionierzeitalters. Getragen von der zumeist aus der Schweiz gekommenen Idee der Eiszeit, die in einigen ihrer Zeit vorauseilenden Köpfen zündete, begann ein allmähliches Vortasten in unbekanntes Neuland. Bald hier, bald da fand man Spuren der Eiszeit, manch¬ mal zu weit vorschießend, manchmal, noch dem Alten verhaftet, zu weit zurück¬ bleibend, erst allmählich ins richtige Mittel einspielend. Einigen großen Männern es waren dies in erster Linie Simony, Mojsisovics und E. Richter, verdanken wir die großen Fortschritte, etliche andere (Bonney, Bayberger) verwirrten die Lage. Nur schwer konnte der Konservatismus der offiziellen Geologie überwunden werden, vertreten zuerst von der Schule der Katastrophentheorie, dann der Drifttheorie, bis sich allmählich siegreich die Eiszeitlehre durchrang. Einige verspätete Nachläufer, z. B. Schönnamsgruber, huldigten noch immer Anschauungen von gestern. So trat ein allmählicher Wandel der offiziellen Anschauungen ein: zuerst waren die Ver¬ treter der Eiszeit die Außenseiter, später die der Fluttheorie. Die ganze Periode kam über einen gewissen sporadischen Charakter ihrer Erkenntnisse nicht hinaus. Eine Gesamtschau glückte erst der nächsten, der klassischen Zeit. II. Das klassische Zeitalter Schon im vorigen Kapitel tauchten vereinzelt die Namen überragender Forscher auf, die später in ihren großen Werken einem neuen Zeitabschnitt den Stempel ihres Geistes aufdrückten und ein eindrucksvolles, geschlossenes Gesamt¬ bild der Eiszeit entwarfen. 53) J. Partsch, Die Gletscher der Vorzeit in den Karpathen und Mittelgebirgen Deutsch¬ lands (Breslau 1882). 50) F. Bayberger, Geogr.-geol. Studien aus dem Böhmerwalde, Petermanns Mitteilungen Erg. Heft Nr 81 (Gotha 1886). *) A. Penck, A. Böhm und A. Nodler, Bericht über eine gemeinsame Excursion in den Böhmerwald, Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft Bd 39 (Berlin 1887) S. 68. 14

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