OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Berichte beginnen, eine mühevolle und zeitraubende Ar¬ „Oberösterreichischer Kulturbericht" beit, die noch andauert. Seit Anfang Mai 1947 erscheint in der Mit dem Inhalt der Zunfttruhen sind es „Amtlichen Linzer Zeitung“ wöchentlich der vom mehrere hundert Archivalien, die der Raum Institut für Landeskunde herausgegebene „Ober¬ birgt. Die älteste Urkunde trägt die Jahreszahl österreichische Kulturbericht.“ Der „Kultur¬ bericht“ bringt Nachrichten und kurze Abhand¬ 1428, die jüngste, die sehr schön geschriebene Pergamentschrift einer Viehmarktsbewilligung lungen über das kulturelle Leben und Schaffen in Oberösterreich und kleine heimatkundliche des Kaisers Franz I., stammt aus dem Jahre 1831. Unter den 14 Zunftladen ist die kost¬ Beiträge. Er dient auch als Mitteilungsblatt barste die der Binder; sie ist 1605 entstanden der kulturellen und wissenschaftlichen Einrich¬ und zeigt einen Miniaturrenaissancebau. Da im tungen des Landes. Solange die Zeitverhält¬ Jahre 1942 das städtische Museum noch keinen nisse ein öfteres Erscheinen der „Oberöster¬ Naum hatte, wurden im Archiv auch einige reichischen Heimatblätter“ nicht gestatten, wird Fahnen und Hellebarden untergebracht, was der „Kulturbericht“ in gewissem Sinne eine die malerische Wirkung erhöhte. Die Glas¬ wünschenswerte Ergänzung unserer Landeszeit¬ malerei Naukamp in Linz lieferte 1942 farbige schrift darstellen. Ein am Jahresschluß beige¬ Fenster, die drei Wappen, die Porträte Jo¬ gebenes Schlagwortverzeichnis wird die ge¬ hannes Keplers, Paracelsus, Stephan Fattin¬ sammelten Nummern des „Kulturberichtes“ gers, obderennsische Bauern und Bauernwaffen auch für später zu einem brauchbaren Nach¬ und sonstiges Beiwerk zeigen. Dazu kam ein schlagewerk, zu einer übersichtlichen Kultur- und Teppich, in 455 Arbeitsstunden vom pensionier¬ Heimatchronik Oberösterreichs machen. ten Briefträger Lehner angefertigt. 1946 wurde Vom neuen Archiv der Stadt Eferding Bis zum Jahre 1940 war das städtische Archiv in Eferding in einem Raum unter¬ gebracht, der kein Fenster besaß und wegen Staub, Finsternis, Platz-und Möbelmangel keine Arbeitsmöglichkeit bot. Da die Archi¬ valien nicht geordnet waren, war die Auffin¬ dung erschwert. Im Verwalterstöckl des Schiferischen Spitals, früher Herrenhaus der Freiherren von Schifer, konnte damals ein Raum für die Ordnung und Neuaufstellung des Archivs gewonnen werden. Bei den Er¬ neuerungsarbeiten kam eine alte Holzdecke mit zwei Durchzügen zum Vorschein. Ein Beziehen des neuen Heimes war nicht möglich, der Krieg brachte der Stadt Einquartierung, wozu auch der neue Archivraum benötigt wurde. Nach Abzug der Truppen wurden aus dem Starhem¬ bergischen Schlosse für das Archiv schöne und geeignete Möbel entliehen und die Wände mit Bildern aus der Margeliksammlung geschmückt, Ölgemälden und Aquarellen aus städtischem Besitz. Im Oktober 1941 konnte ich das Ordnen und Registrieren und die Anlage eines Verzeichnisses sämtlicher Archivalien, eines Ortsverzeichnisses, Personenverzeichnisses usw. 182 im Archivraum als Wandgemälde der mittel¬ hochdeutsche Text der Strophe des Nibelungen¬ liedes angebracht, in der der Übernachtung Kriemhildens in Eferding gedacht wird. Der Raum hatte einst glanzvolle Tage ge¬ sehen. Das Haus war das städtische Heim der Freiherrn von Schifer, die im nahen Schloß Dachsberg ihren Wohnsitz hatten. Wann dieses Freihaus erbaut wurde, ist nicht genau bekannt, doch dürfte dies kaum vor 1550 geschehen sein. Benedikt Schifer hielt in der großen Stube anno 1605 Hochzeit mit Anna Maria Jörger. Im Jahre 1621 wurde das gotische Haus im Renaissancestil umgebaut und oberhalb der Haustür das Doppelwappen der Jörger und Schifer angebracht. Am 8. Februar 1660 sah das Haus abermals eine Herrenleuthochzeit, als Siegmund Schifer das Freifräulein Regina Sabina von Oedt bei Wesen heimführte. Die letzte Schiferin, Maria Anna von Schifer-Son¬ derndorf, blickt aus einem großen Porträt auf die archivalische Umgebung. Als sich im Mai 1945 Beschießungsgefahr näherte, wurden die Archivalien weggebracht. Im Juni 1946 konnte die Ordnungsarbeit wieder beginnen. Die ins Leben gerufenen

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