OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter flüge dorthin. Die Beschreibung läßt die Landschaft, die in dem Roman Hochland heißt, leicht als das Mühlviertel erkennen. Die Besuche gelten vor allem dem lltar von Kerberg, worunter natürlich Kefermarkt zu verstehen ist. Auch im „Witiko“ ist das Gebiet der „Mihel“ zeitweilig Schauplatz der Erzählung. Ein viertes Mal ist das Mühlviertel Schauplatz, und zwar wieder alleiniger Schau¬ platz, in der Erzählung „Der fromme Spruch Von dem, was Stifter über das Schloß Biberau und die andern Besitzungen der freiherrlichen Familie von der Weiden sagt, wäre nicht leicht darauf zu schließen, daß sie überhaupt in Oberösterreich liegen, wenn nicht einmal die Aus¬ sicht von einer Höhe beschrieben würde. Die junge Gerlint, erzählt Stifter, „sah in der Richtung gegen Süden hin. Zu ihren Füßen war die Blöße, dann strich der Blick über die Wipfel des Waldes dahin, dann traf er Gebäude mit Feldern, Wiesen, Wäldchen, Obstbeständen, zerstreuten Meierhöfen, Ortschaften, Kirch¬ türmen und Schlössern und endete mit dem Gürtel des blauen Gebirgszuges, der den glänzenden Himmel schnitt.“ Diese Stelle zeigt große Ähnlichkeit mit der, wo Drendorf im „Nachsommer“ die Landschaft beschreibt, die vom Asperhofe aus und in dessen Nähe zu sehen ist. Er redet da von einem Teil des Landes, „wo sanfte Hügel mit mäßigen Flächen wechseln, Meierhöfe zerstreut sind, der Obstbau gleich¬ sam in Wäldern sich durch das Land zieht, zwischen dem dunkeln Laub die Kirch¬ türme schimmern, in den Talfurchen die Bäche rauschen und überall wegen der größeren Weitung, die das Land gibt, das blaue gezackte Band der Hochgebirge zu erblicken ist.“ Diese Übereinstimmung wäre aber nur ein Beweis dafür, daß sich Stifter Biberau und die andern Schlösser in Oberösterreich dachte, wobei die Frage offen bleiben müßte, ob sie wie der Asperhof südlich von der Donau ge¬ legen sind oder nördlich von ihr, also im Mühlviertel. Eine für die Beantwortung dieser Frage höchst willkommene, sonst aber be¬ langlos scheinende Bemerkung macht Stifter, bevor er Gerlint die Höhe, von der eben die Rede war, erreichen läßt. Sie kommt zu einem großen Felsen, der auf dem grünen Rasen liegt. Gerlint bleibt bei dem Steine stehen und betrachtet ihn. Stifter aber sagt: „Er war ein Granit von ernster, grauer Farbe.“ Wenn man sich nun des Gespräches zwischen Risach und Drendorf erinnert, daß der ganze mitternächtliche Teil des Oberlandes und außerdem nur ein zum Asperhof ge¬ höriger Bühel südlich von der Donau aus Granit bestehe, darf man mit gutem Recht behaupten, daß Biberau samt den anderen Schlössern im Mühlviertel liegt. Wie der eben erwähnte Bühel als südlichster Granitblock die Feststellung der Lage des Asperhofes ermöglichte (vgl. Blume, Der Asperhof in Stifters „Nach¬ sommer“, Linzer „Tages-Post“ vom 8. Jänner 1938), so gibt auch der Granit bei dem Schlosse Biberau die Gewißheit, daß der Schauplatz der Erzählung „Der fromme Spruch“ das Mühlviertel ist. Mir erscheint es — im Zusammenhang mit der Lage des Asperhofes im „Nachsommer“ — am wahrscheinlichsten, daß sich Stifter das Schloß Biberau in dem Gebiete nördlich von Ottensheim dachte. Dr. Heinrich Blume (Wien) 172

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