OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter bei Altheim. Die älteste unter ihnen war die der Stadt Braunau, die im Jahre 1482 errichtet wurde. Die Rieder Bürger gründeten ihre Bruderschaft am 1. Dezember des Jahres 1486. Papst Innozenz VIII. bestätigte sie und gewährte ihr drei jährliche Ablässe. An der Spitze der Bruderschaft stand der Schaffer oder Verwalter, der jährlich vor je zwei Vertretern eines jeden Standes (Geistliche, Adel, Bürger und Bauern) Rechnung zu legen hatte. Die Bruderschaft besoldete auch einen eigenen Kaplan, der täglich am Sebastians-Altare der Spitalkirche die Messe zu lesen und jeden Dienstag ein Amt zu singen hatte. Für die Aufnahme in die Bruderschaft, die persönlich oder durch die Vermittlung anderer geschehen konnte, mußte ein halber Gulden rheinischer Münze gezahlt werden. Die Bruderschaft fand in den ersten zwei Jahrzehnten besonders unter dem Adel weit über die Grenzen des Landes hinaus eine außerordentliche Verbreitung, so daß sie schon vor dem Jahre 1503 über 700 Teilnehmer vereinigte. Dies ver¬ anlaßte die Verwaltung, das bisherige Verzeichnis der Mitglieder in ein mit Wappen zu schmückendes Buch zu übertragen. So entstand im Jahre 1503 das noch vorhandene Bruderschaftsbuch (192 Blätter). Vorne angebunden sind vier Pergamentblätter, von denen die beiden ersten in ihren Innenseiten mit zwei farbigen Bildern geschmückt sind. Das eine stellt die Heilige Dreifaltigkeit dar, zur Rechten Maria, dem Christuskinde eine Birne reichend, zur Linken die jugendliche, durch den Mantel teilweise verhüllte Gestalt des heiligen Sebastian, in der erhobenen Rechten zwei Pfeile haltend. Am Fuße des Thronsessels ist die Jahreszahl 1503 eingeschrieben, während der vordere freie Platz mit dem bayrischen und Rieder Marktwappen ausgefüllt ist. Das zweite Bild stellt die Vertreter der verschiedenen Stände dar, die der Bruderschaft angehörten. Über die Hauptmasse, die sich dem Altarbilde auf dem gegenüberliegenden Blatte zuwendet, sind rückwärts herausgehoben der Kaiser (Friedrich III.) mit Reichsapfel, Zepter und Krone, die jugendliche Gestalt des deutschen Königs (Maximilian I.) mit Krone und Zepter, ein Reichsfürst mit dem Schwerte, ein Freiherr und als Abschluß ein Ritter in voller Rüstung. Aus der Gruppe der übrigen Mitglieder ragen hervor ein Kardinal (Matthäus Lang von Salzburg), hinter ihm ein Propst, verschiedene Geistliche, Bürger, Bauern und Angehörige des dienenden Standes sowie zwei Frauen. Vorne kniet auf einer niederen Stufe, die Hände zum Gebete gefaltet, der Verwalter der Bruderschaft (Hans Pernöder oder Leopold Perger). Während die Mehrzahl der Köpfe schematisch gezeichnet erscheint, dürften manche Bürger und Geistliche porträtmäßig dargestellt sein. Der Meister dieser Bilder ist wohl schwerlich zu bestimmen. Aus der Zeit der Abfassung dieses Buches ist nur ein einziger Maler in Nied bekannt. Es war dies Wolfgang Reiter, der im Jahre 1513 auf dem Friedhof zu Mehrn¬ bach begraben wurde, wo sein Sohn Pfarrvikar war. Später wirkte in Nied die Malerfamilie Peinhackl, und zwar durch drei Generationen. 132

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