OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatolaate Ipril = Juni 1947 Jahrgang1- Heft 2 2 Die untere Enns als Hindernis und Grenze Ein Beitrag zur Landschaftskunde Von Dr. Alois Moser (Linz) Knapp vor dem Ende des zweiten Weltkrieges ist ein bedeutendes historisches Werk erschienen *), in dem wiederholt die Enns als Grenzfluß zur Sprache kommt. Wenig später, im Mai 1945, endete hier der Krieg mit der Erreichung der Enns¬ linie durch das Vordringen der Russen von Osten, der Amerikaner von Westen her. Aus dem offiziellen Bericht2) geht die Planmäßigkeit der Begegnung der Okkupationsarmeen an der Ennslinie hervor. Im Zuge der Kampfhandlungen war die Enns bis tief in das Gebirge hinein „Zonengrenze“ geworden. Ende Juli 1945 wurde durch Rückzug, bzw. Vorrücken der Truppen die ursprünglich vorgesehene Zonenabgrenzung hergestellt. Der Unterlauf der Enns blieb Grenze. Die landläufige Unterscheidung des Ober-, Mittel- und Unter laufes eines Flusses stützt sich wissenschaftlich auf das Kriterium vorherr¬ schender Eintiefung (Erosion) oder Aufschüttung (Akkumulation). Zeitlicher und örtlicher Wandel solcher Flußbautätigkeit bedingt an sich, daß feste Grenzpunkte zwischen Ober=, Mittel- und Unterlauf nicht festlegbar sind. Viele Flüsse lassen sich überhaupt nicht nach diesem Schema einteilen; das gilt auch für die Enns. Aber selbst oberflächliche Betrachtung wird bei dem Gebirgsflußcharakter des längsten Teiles der Enns, vom Ursprung bis Steyr, dem letzten Stück des Flu߬ laufes einen geänderten Wesenszug zuerkennen. Zwei Bahnstationen oberhalb Steyrs, bei der Haltestelle Sand, beginnen die wohlausgebildeten diluvialen Schotterterrassen das Bild zu beherrschen; in Steyr bestimmen sie in Grund- und Aufriß die Physiognomie der Stadt 3). Von hier an bleibt das Gebirge mit seinen letzten Anhöhen zurück; steile Terrassenlehnen, glatte Terrassenfluren geben dem *) J. Zibermayr, Noricum, Baiern und Österreich. München-Berlin 1944. 2) Biennial Report of The Chief of Staff of The U. S. Army Gen. George Marshall (July 1, 1943 to June 30, 1945) To the Secretary of War, Washington, October 10, 1945 (Extra Number) p. 28 f., 91. 3) A. Moser, Zur Geographie der österreichischen Stadt. Eine Eigentümlichkeit des Stadt¬ bildes der Stadt Steyr. Jahrbuch des o. ö. Musealvereines Bd 92 (1947), S. 339 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2