OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Schranne nach Frankenburg, um dort Handel zu treiben. Die Frankenburger Schranne war einst ein wichtiger Handelspunkt zwischen dem mittleren Innviertel und dem Gebiet südlich des Hausrucks, der noch bis gegen 1870 Bedeutung hatte. Als nun Scherfler in der Frankenburger Schranne war, handelte er sich dort einen Hut voll Kartoffeln ein, die daheim großes Staunen erweckten. Im nächsten Frühjahr setzte er sie an und erzielte eine gute Ernte. Dadurch ermuntert, be¬ gannen nun auch andere Bauern der Umgebung mit dem Kartoffelanbau. So zwang die Hungerszeit die Leute zur Einführung einer neuen Frucht. Demnach dürfen wir die Zeit der Einführung der Kartoffel in das mittlere L. Weinberger (Mettmach) Innviertel gegen 1820 ansetzen. Als dankenswerte Ergänzung zu der vorstehenden Mitteilung über die Ein¬ führung der Kartoffel im Innviertel stellt uns Dr. H. Werneck (Linz) folgende Hinweise auf neue geschichtliche Belege über den Kartoffelbau in Oberösterreich zur Verfügung: Eine Viktualienrechnung der Herrschaft Schwertberg aus dem Jahre 1643 bringt zum ersten Male den deutschen Ausdruck „Erdapfel“ für die neue Kultur¬ pflanze; sie wurde damals zweifellos in den Gärten der damaligen Herrschaft, Besitzer Grafen v. Starhemberg, gebaut (Katalog „Historische Ausstellung des Landes Oberösterreich 1946“, Seite 52, Nr. 314). Wolf Helmhard v. Hohberg gibt in seinem zweibändigen Werke „Georgica curiosa oder Adeliges Landleben“, Ausgabe 1682, Bd. I, Buch 5, Cap. 42, Seite 491, eine Beschreibung der „Tartouffles oder indianischen Papas“ und ihres Anbaues; dieses Hausväter-Buch gibt die Zustände auf den adeligen Gütern von Nieder- und Oberösterreich sehr gut wieder. Bekannterweise leitet sich vom Aus¬ drucke Tartouffles der Name Kartoffel ab. Aus dem Jahre 1756 wird die Einführung des Kartoffelbaues im Gefolge einer Hungersnot im Markte Ebensee am Traunsee berichtet (J. Hübner, Die Ein¬ führung des Kartoffelbaues in Österreich, Dissertation 1932). In einer Zuschrift der Landeshauptmannschaft ob der Enns an die Agricultur¬ Gesellschaft in Linz vom 31. 7. 1770 wird ein Bericht des Militär-Kommandos Siebenbürgen über den Kartoffelbau vorgelegt; 1.) es wird empfohlen der Anbau von der weißen Gattung; 2.) Betrachtung über den „Erdapfelanbau“ in den ver¬ schiedenen Erbländern; 3.) Versuch über Brotbacken und Branntwein aus den Erdäpfeln. (Landesarchiv Linz, Schuberband 832, Nr. 45 mit 4 Beilagen.) Im Marktarchiv von Aschach an der Donau, Bd. 147, Nr. 3, sind zahlreiche Verhandlungen der untertänigen Bauern mit der Herrschaft Aschach aus den Jahren 1774—1820 niedergelegt, die die Berechtigung des Erdapfelzehents be handeln; also wurde bereits um 1774 im Eferdinger-Aschacher Becken der Kartoffel¬ Erdapfelbau betrieben (nach einer Mitteilung von Dr. A. Hoffmann, Landesarchiv Linz). 81

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