OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Innviertel 49 Vitztum und 48 Nachbauer. Das Vorkommen des Namens Windisch¬ bauer nur östlich der Traun ist wohl durch geschichtliche Ursachen begründet, machten sich doch die im Gefolge der Avaren einbrechenden Slavenstämme lediglich in dem östlich der Traun gelegenen Landesteil seßhaft. Der Name Windischbauer ist in einer Karte (Seite 65) aufgenommen. Die in der gleichen Karte ein¬ getragenen Namen Füreder im Mühlviertel und Anzengruber im Hausruckviertel sind Beispiele von ortsgebundenen Namen. Beide Namen gruppieren sich um ihre Stammhöfe im weiteren Raume, die Füreder um das Bauernhaus „Fiereder“ in Türkstetten, Gemeinde Gramastetten, die Namen Anzengruber um das Bauern haus „Anzengrub“ in Standharting, Gemeinde Pram. Der in der gleichen Karken¬ beilage eingetragene Name Vitztum im Innviertel steht wohl mit örtlichen, lehens¬ rechtlichen Verhältnissen (Vicedominus-Statthalter) in Beziehung. Inwieweit gleiche Namen, die mehrmals oder häufig vorkommen, auf die besondere Fruchtbarkeit einzelner Geschlechter oder auf ein mehrmaliges Entstehen des Namens zurückzuführen sind, läßt sich nicht restlos klären. Die Matriken reichen gewöhnlich nur rund 300 bis 350 Jahre zurück, während die Bildung der Familiennamen viel früher erfolgt ist. So konnten unter den um 1823 —30 ver¬ zeichneten 33 Inhabern des Namens Seyr, unter Verwendung der in Frage kommenden Matriken und Grundherrschaftsprotokolle, bloß 4 als zu einem Stamm gehörig nachgewiesen werden. Es ist ja leicht verständlich, daß sich insbesondere Berufsnamen, sowie Namen, die sich von der Lage des Stammhofes herleiten, unabhängig voneinander mehrfach gebildet haben. Wir finden weiter, daß die einzelnen Namen nicht nur ungleichmäßig über die vier Viertel verteilt sind, sondern daß auch die Vielfalt an Namen in den einzelnen Vierteln eine verschiedene ist. Was diese Vielfalt anbelangt, so kommt der einzelne Name im Durchschnitt im Mühlviertel 5.9 mal, im Traunvierte 4.4 mal, im Hausruckviertel 5.4 mal, im Innviertel 4.3 mal und in Linz bloß 1.4 mal vor. Es kommen also im Traun- und Innviertel verhältnismäßig mehr verschiedene Namen vor als in den beiden anderen Vierteln, während in Linz die Namensverschiedenheit am größten ist. In der Stadt konnten sich keine sprossen¬ den Geschlechter bilden, die den ererbten Namen in zahlreichen Stämmen weiter¬ trugen. Die Frage, ob die geringere Namensdichte im Traun- und Innviertel auf biologischen Ursachen beruht oder ob hier die Ursache in geschichtlichen oder wirt¬ schaftlichen Umständen zu suchen ist, kann nicht ohneweiters beantwortet werden. Im allgemeinen werden die häufigeren Namen die bodenständigen sein, hin¬ gegen werden die selteneren oder die nur einmal vorkommenden die Namen zu¬ gezogener Fremdlinge sein oder aussterbenden Geschlechtern angehören. Untersuchen wir die Namen näher, so finden wir, daß die beiden häufigsten Namen Maier (Bewirtschafter eines großen Gutshofes) und Huber (Hube = ½ Hof, 25 bis 30 Joch) mit der Größe des landwirtschaftlichen Be¬ sitzes in Beziehung stehen. Hieher gehören auch die Lehner, Lechner (Lehen = ¼ Hof), die Maierhofer, Obermaier, Mittermaier und Niedermaier usw., die

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