OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

erösterreichische Heimatblätter Oberösterreichische Familiennamen um 1823—1830 Von Herbert Jandaurek (Linz) Mit Grundsteuerpatent vom 23. 12. 1817 hat Kaiser Franz „um ein in seinen Grundsätzen billiges und in seiner Anwendung festes System der Grund¬ steuer in Ausführung zu bringen", für sämtliche deutsche (gemeint sind die Länder der österreichischen Krone) und italienische (das Lombardisch-Venetianische König¬ reich) Provinzen eine Vermessung und Schätzung der Grundstücke und Gebäude verordnet. Diese Katastervermessung begann im Jahre 1817 in Niederösterreich und endete, mit einer Unterbrechung in den Jahren 1831 bis 1833, in Tirol im Jahre 1861. Eine staunenswerte Fülle von Arbeit wurde in diesen 41 Jahren geleistet und ein Gebiet von 30.556 Gemeinden mit einer Fläche von rund 300.000 km2 mit einem Kostenaufwand von rund 18 Millionen Gulden geschätzt, vermessen und auf 164.357 Mappenblättern, meist im Maßstabe 1: 2880 zur Darstellung gebracht. Das Gebiet des „Erzherzogtumes Österreich ob der Enns“ wurde in den Jahren 1823 —1830 nach den einzelnen Katastralgemeinden (Steuergemeinden, für Oberösterreich 1200) vermessen und planlich dargestellt. Diesem technischen Operate wurde außer einer Grenzbeschreibung und einem Ausweis über die Be¬ nutzungsart des Bodens ein „Alphabetisches Verzeichnis der Grundeigentümer und ihrer nach Sectionen abgeteilten Grundparzellen“, ein „Bauparzellenprotokoll“ und ein „Grundparzellen Indications Protokoll“ beigegeben. Die in diesen Verzeichnissen angegebenen Grund- und Hausbesitzernamen bilden eine wertvolle Quelle für Namenskunde, Familienforschung und Besied¬ lungsgeschichte und sind nach der Maria Theresianischen Steuerfassion und dem Josefinischen Lagebuch die ältesten, vollständigen Grundbesitzerverzeichnisse von Oberösterreich überhaupt. Es erscheint in ihnen wohl der weitaus größte Teil der damals vorkommenden Familiennamen verzeichnet, da damals das Leben der Einwohner des Landes noch viel mehr an den Grundbesitz gebunden war als heute. Die von mir aus dem franzisceischen Kataster ausgezogenen Daten um¬ fassen die Vor- und Zunamen, wo angegeben den Beruf und den Hausnamen, sowie den Wohnort mit Hausnummer und die Katastralgemeinde. Leider sind die Hausnamen nicht überall angegeben. Die Berufsbezeichnungen, asbesondere in den rein bäuerlichen Siedlungen, sind nur vom landwirtschaftlichen Standpunkte eingetragen; diese Bezeichnung erfolgte nach der Größe des Grundbesitzes, die Eigentümer sind als Bauern, Halbbauern, Viertelbauern, Hofstätter, Häusler und Söldner bezeichnet. Bei den Kleingrundbesitzern, die ja vielfach Gewerbe¬ treibende waren, ist der Beruf nicht verzeichnet. 60

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