OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Nach Beendigung der Ungarngefahr 955 wird aus den urkundlichen Belegen wieder das Verkehrs- und Siedlungsnetz sichtbar. Neben Ebelsberg ist bei Ans¬ felden — Traun ein bedeutender Traunübergang, 1071 transitus trunae, im Besitz von St. Florian2). Ein Übergang von örtlicher Bedeutung liegt näher bei Pucking in Hasenufer, um 1100 Hasinhuriuarhs), an der Mündung des Sipbaches in die Traun, deren vielfach zerteiltes Gerinne (seine „sonderbaren Krümmungen erwähnt Gielge in seiner Topographie) hier eine günstige Furt ergab. Die Traun selber ist schon in der Naffelstettener Zollordnung (903 — 905) als Schiffahrts¬ stroße erwähnt. An der Straße Ansfelden — Wels erinnert vielleicht Samerstorf (urkundlich 1299) an den mittelalterlichen Säumerverkehr. Die einstige römische Kremstalstraße wird 1181 im Teilstück Neuhofen — Kematen als „via publica“ erwähnt*). Im Traun-Krems-Winkel ist zu Beginn des 12. Jahrhunderts Kloster Garsten begütert; unter den Gütern, die die steirischen Ottokare dem von ihnen gestifteten Kloster übergaben, werden um 1100 neben Besitzungen in Sipbachzell und Nöstlbach auch ein Gut und ein Gütchen bei Hasenufer, ein Gut und ein Wald bei Zeitlham (Cidilheim, von ahd. zidal Honig, Zeidler = Imker) und ein Gut abwärts davon an der Traun genannt3). In der heute noch durch ihre Obstweine bekannten Landschaft wurde damals, im Krems- und Sipbachtal, Wein gebaut; Garsten besaß um 1110 fünf Weingärten in Zeitlham5). Heute erinnert das Wein¬ bergergut (1666 Weinbergsölde) an den einstigen Weinbau um St. Leonhard. Um 1120 schenkt ein Dienstmann der Ottokare dem Kloster Garsten, wo sein Sohn erzogen wurde, das Gut Pucking6). Neben Garsten sind um Pucking die Klöster St. Florian und Kremsmünster begütert. 1189 ist Weißenberg beurkundet?), das von den Weißenbergern 1248 neu aufgebaut wurde und bald darauf an die Polheimer und dann an Georg von Volkenstorf überging, der schon 1362 auf Weißenberg saß. Damit wird das hochberühmte Geschlecht der Volkenstorfer hier ansässig, das eine bedeutende Rolle auch in der Geschichte der Kirche St. Leonhard spielen sollte. Die Volkenstorfer waren eines der hervorragendsten mittelalterlichen Adels¬ geschlechter in Oberösterreich. Sie waren schon frühzeitig Lehensinhaber der hohen Gerichtsbarkeit zwischen Traun und Enns. Arnhalm stiftete 1120 das Benediktiner¬ kloster Gleink. Nach dieser Stiftung übersiedelte das Geschlecht in die Nähe St. Florians, wo es sich Schloß Volkenstorf (heute Tillysburg) als neuen Sitz erbaute. Hier blühte der Hauptstamm durch 500 Jahre, bis ins 17. Jahrhunderk, reich an bedeutenden Persönlichkeiten, während die um 1170 begründeten Neben¬ linien von Steyr-Neuhofen und Kreuzen bereits 1349, beziehungsweise 1489 wieder ausstarben. Nachdem Ortolf II. von Volkenstorf 1256 im Refektorium 2) O. Oe. U. B. = (Urkundenbuch des Landes ob der Enns) II S. 96, 140. 3) O. Oe. U. B. II S. 135. *) O. Oe. U. B. II G. 372. 5) Heinrich L. Werneck, Die naturgesetzlichen Grundlagen der Land- und Forstwirtschaft in Oberösterreich. Jahrbuch des o.-ö. Musealvereines Bd. 86 (1935), S. 336. *) O. Oe. U. B. I S. 147. 7) O. Oe. U. B. II G. 415. 44

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