OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Pfefer: St. Leonhard, Zur Geschichte der Kirche und Siedlung Zur Geschichte der Kirche und Siedlung Von Dr. Franz Pfeffer (Linz) Oankt Leonhard ist in eine Landschaft Oberösterreichs eingebettet, die, abge¬ schieden vom großen Verkehr, die alte Ursprünglichkeit des Bauernlandes bewahrt hat. Es ist die getreideschwere und obstbaumreiche, dort und da von letzten Resten der einstigen Forste durchsetzte, von stolzen Vierkanthöfen bekrönte Land¬ schwelle der Traun-Enns-Platte. Wo sich ihre Ränder in den Flußwinkel zwischen Traun und Krems vorschieben, liegt in der sanften Mulde des Sipbachtales die kleine Siedlung und Kirche. Eine halbe Stunde östlich von St. Leonhard grüßt, den Pyrhnbahnfahrern wohlbekannt, Schloß Weißenberg von der Hochfläche ins Kremstal herab, etwa ebenso weit westlich liegt das in der Aulandschaft der Traunniederung am Fuß der Hochterrasse verborgene Pucking. Der Traun und Krems folgen die Hauptstraßen und Eisenbahnen, an ihnen hat sich in Traun und Nettingsdorf die Industrie angesiedelt. In den stillen Winkel dazwischen ist erst die jüngste Zeit mit den Vorarbeiten zu der hier geplanten Autobahn Salzburg Wien eingebrochen. Die Flußgabel Traun — Krems war schon zur Zeit der Römerherrschaft ein Anziehungspunkt für Verkehr und Siedlung. Die Dichte der Römerfunde gerade in diesem Gebiet (Römersteine in Zeitlham und Weißenberg bei St. Leonhard, in Gerling bei Nettingsdorf, Neuhofen, Kematen, Schleißheim, Bronzelampe in Ritzlhof), die Bezeichnung „Römerweg“ in Kematen und die Nachricht von einem Meilenstein in Schleißheim lassen die Richtung der hier verlaufenden römischen Straßenzüge erkennen. Am rechten Traunufer ging die Straße Lorch — Ans¬ felden — Pucking — Schleißheim — Wels, im Kremstal die Straße Ansfelden¬ Weißenberg — Neuhofen — Kematen — Kremsmünster; eine Querverbindung stellte der Weg Kematen — Leombach — Wels her. Die gefundenen römischen Familiengrabsteine deuten auf einen nahen Begräbnisplatz!). An die römischen Verkehrswege und Siedlungen hat wohl schon die früheste bairische Besiedlung angeknüpft. Darauf weisen die hier beisammen liegenden -heim- und echten -ing-Orte, die östlich der Traun sonst schon selten sind: All¬ haming, Pucking, Zeitlham, aber auch der Umstand, daß uns in der näheren Umgebung fast durchwegs die ältesten Patrozinien begegnen: Maria in Weißkirchen und St. Marien, St. Peter zu Petersberg (frühere Filiale von Ansfelden), St. Laurenz zu Zeitlham, St. Georg zu Allhaming, St. Michael zu Pucking und Pichlwang (der alten Pfarrkirche von St. Marien), St. Martin zu Kematen. Die benachbarten Gebiete am Sipbach und Leombach und an den Ipfbächen gehörten zur großen Landschenkung Tassilos an das Stift Kremsmünster (777). *) F. Stroh, Oberösterreichs neuer Römerstein. Der Jupiterweihestein von Gerling bei Nettingsdorf. Heimatland 1933, S. 514—515. — Ders., Ein römischer Grabstein aus Zeitlham. Heimatland 1935, S. 30. 43

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