OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Hoffmann: Österreich und das Land ob der Enns Die Angliederung Salzburgs an die österreichische Monarchie, welche durch die im Jahre 1804 erfolgte Annahme einer österreichischen Kaiserkrone einen weiteren Schritt zu einer stärkeren Zusammenfassung in einen einheitlichen Ge¬ somtstaat zurückgelegt hatte, bedeutete für Oberösterreich in mehrfacher Hinsicht eine wesentliche Verbesserung seiner bisherigen politisch-geographischen Lage: Mit Salzburg wurde ja jetzt eine direkte, von Wien über Oberösterreich bis zum Bodensee führende Hauptstraße gewonnen. Dazu kam eine beachtliche Verkürzung seiner Auslandsgrenzen gegen Westen. So wurde dieselbe Geschlossenheit, die das alte römische Norikum im Alpengebiete aufwies, wiederum erreicht! Auch das mit den Mitteln der von Frankreich gezahlten Kriegsentschädigung in den Jahren 1828/36 um Linz erbaute Befestigungssystem — die Maximilianstürme — steht noch ganz unter dem Gedanken der Schlüsselstellung Oberösterreichs in der Abwehr gegen Westen. Übrigens hatte Österreich die Erwerbung Salzburgs gegen den heftigen Widerstand Bayerns hauptsächlich aus strategischen Gründen durchgesetzt. Das an Bevölkerung und Wirtschaft weit hinter dem Lande ob der Enns zurück¬ stehende Salzburg wurde daher zunächst als ein zu ihm gehöriger Zuwachs an¬ gesehen und daher als fünfter Kreis der oberösterreichischen Landesregierung unterstellt und verblieb als solcher bis zu den Umgestaltungen des Jahres 1850. Dagegen stehen die Anfänge der umstürzenden technischen Neuerung im Verkehrswesen, der Eisenbahnen, in Oberösterreich zunächst noch durchaus im Banne der Salzbeförderung nach Böhmen, der die 1832 noch mit Pferden be triebene Linie Linz — Budweis sowie ihre 1835 fertiggestellte Verlängerung nach Gmunden diente. Erst die 1858,61 durch Oberösterreich gebauten Dampfeisen¬ bahnen nach Salzburg bzw. Passau folgen den alten, großen Verkehrslinien zu¬ nächst in der West-Ost-Richtung, während die Nord-Süd-Täler mit der Rudolfs¬ bahn (1872), der alten Eisenstraße, dann der Linie nach Stainach-Irdning (1877) in das innere Kammergut erst später erschlossen werden. Den Abschluß brachte die letzte große Etappe der österreichischen Bahnbauten mit der 1905 eröffneten Pyhrn bahn; damit war der Stand der alten Römerstraßen der modernen Entwicklung entsprechend erneuert. Die aus der Revolution des Jahres 1848 — einer gesamteuropäischen Be¬ wegung — hervorgegangenen modernen Verfassungen für das ganze Kaisertum Österreich sowie für die einzelnen Kronländer bewegten sich in der schon seit Maria Theresia angebahnten Richtung zum zentralistisch geführten Einheitsstaat fort. Der unter dem Eindruck der verlorenen Kriege von 1859 und 1866 — Aus¬ scheiden Österreichs aus seiner Machtstellung in Italien und im Deutschen Reich — von den Ungarn erzwungene sogenannte „Ausgleich“ von 1867 zertrennte das Kaisertum in zwei eine verschiedene innere Entwicklung nehmende Reichshälften. Der seit 1848 erwachte Nationalitätenstreit bereitete der österreichisch-ungarischen Monarchie, wie der Doppelstaat nun benannt wurde, trotz dem wirtschaftlichen Aufschwung schwere innere Auseinandersetzungen und schwächte seine äußere Machtposition empfindlich. Gleichzeitig gewannen die politischen Parteien einen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2