OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Hand in Hand mit den politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen zeigen sich zugleich im Wirtschaftsleben Wandlungen, die auch in Oberösterreich fühlbar wurden. Das 16. Jahrhundert steht im Zeichen eines beherrschenden Einflußes der oberdeutschen (Augsburger, Nürnberger) Großkapitalisten, der sich besonders im Eisenwesen geltend macht; die Gegenreformation hat diese als Schrittmacher des Protestantismus zurückzudrängen versucht, zumal die damals aufkeimende Theorie des Merkantilismus nach Autarkie des eigenen Staates strebte. Die Gründung der Innerberger Gewerkschaft 1625 und der Linzer Textil¬ fabrik durch Sindt 1672 sind praktische Versuche in dieser Richtung. Trotzdem also das Schicksal Oberösterreichs enge mit der Lösung weltweiter Fragen verbunden erscheint — auch die Bauernkriege von 1626 und später stehen unzweifelhaft damit im Zusammenhang, zumal ja von den Zeitgenossen die Schlacht am Weißen Berge des Jahres 1620 keineswegs schon als die Entscheidung emp¬ funden wurde —, blieb sein besonderes Problem dennoch aufrecht, nämlich die Lage zwischen Bayern und Österreich. So zeigt die von 1621 bis 1628 von Bayern für die von ihm geleistete Hilfe ausbedungene Pfandherrschaft über Ober¬ österreich deutlich, daß man von dieser Seite die Hoffnung auf eine Wieder¬ gewinnung noch immer nicht aufgegeben hatte. Auch die auf dem Boden des Landes ob der Enns sich abspielenden Kämpfe im Gefolge des Spanischen Erb¬ folgekrieges (1705), die eher unter dem umgekehrten Vorzeichen einer Eroberung Bayerns für Österreich stehen, liegen auf der gleichen Linie. In-beiden Fällen zeigt sich aber auch die außerordentlich heftige stammesmäßige Abneigung zwischen dem baierischen und österreichischen Volk, die sich jeweils in Bauernaufständen gegen die drückende fremde Besatzung Luft macht; das Losungswort des großen oberösterreichischen Bauernaufstandes des Jahres 1626 war ja: von Bayerns Joch und Tyrannei mach uns o lieber Herrgott frei! Der Krieg von 1705 leitet eine Periode ein, in der sich die von nun an öfter wiederholten französisch-bayerischen Bündnisse, immer auch von bayerischen Gebietsforderungen in oder auf ganz Oberösterreich begleitet, geltend machen; so im österreichischen Erbfolgekrieg 1741/42 sowie zur Zeit Napoleons im Jahre 1809. Umgekehrt ließ auch Österreich mit den Versuchen, Bayern für sich zu erwerben, nicht locker, so 1705, 1741, 1777 (Aussterben der Wittelsbacher Hauptlinie). In den beiden letzten Fällen durchkreuzte Preußen die österreichischen Pläne, um eine Stärkung, bzw. Behauptung der Vormacht Österreichs im Reiche zu verhindern. Die Abtretung des Innviertels an Österreich im Jahre 1779 war eine von Maria Theresia gegen den Willen ihres Sohnes und Mitregenten Josef II. angenommene Kompromißlösung. Die innere und äußere Umgestaltung der österreichischen Monarchie unter Maria Theresias Regierung (1740/80) brachte auch für die einzelnen Provinzen des durch die Pragmatische Sanktion (1713/22) staatsrechtlich einheitlich zu¬ sammengefaßten Reiches wesentliche Veränderungen mit sich. Neben Böhmen tritt von nun an das 1541 größtenteils von den Türken besetzte, erst seit 1699 32

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