OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter erfolgte Tod (1463) machte dieser Herrlichkeit ein Ende. Erhalten blieb jedoch die von den Landständen ob der Enns schon früher angestrebte Selbständigkeit hinsichtlich der landschaftlichen Verwaltung. Damals bürgerte sich der Brauch ein, daß bei Steueranschlägen für ganz Österreich das Land ob der Enns ein Drittel, das Land unter der Enns (einschließlich der schon mittelalterlichen Großstadt Wien) die anderen zwei Drittel aufzubringen hatte, woraus wir einen Schluß auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Oberösterreichs ziehen können. Der innere Zerfall war in jener Zeit auch im Lande ob der Enns schon so weit gediehen, daß sich eine Anzahl von mächtigen adeligen Herren dem Böhmenkönig unterstellten und unter seinem Schutze und mit Hilfe böhmischer Adeliger große Plünderungszüge in das stark mitgenommene Mühlviertel unternahmen. Eine ganz andere Gefahr drohte von Osten; denn von dort brach der Ungarnkönig Matthias Corvinus ein und eroberte bald Wien und ganz Niederösterreich (1485), sodaß das Land ob der Enns für Friedrich das letzte Bollwerk blieb. Der 1490 erfolgte Tod seines Gegners ermöglichte schließlich dem tatenfrohen Prinzen Maximilian eine rasche Rückeroberung. Friedrich III. überlebte alle seine Feinde, auch die Mitglieder der an¬ deren Zweiglinien des Hauses Habsburg, sodaß nach seinem Tode sein Sohn Maximilian I. wieder sämtliche Erblande zu einer Herrschaft vereinigen konnte. Der schon von Friedrich gehegte Plan, die ganzen Erblande zu einem Königreiche zu erheben und damit eine schon unter den letzten Babenbergern angebahnte Entwicklung herbeizuführen, die Österreich und auch dem Lande ob der Enns eine für die ganze spätere Entwicklung ungleich bessere staatsrechtliche Position sowohl gegenüber dem römisch-deutschen Reich, als auch den Nachbarkönigreichen Böhmen und Ungarn verschafft hätte, wurde auch von Maximilian und noch später unter Ferdinand I. immer wieder aufgegriffen, aber zuletzt doch nie in Wirklichkeit umgesetzt. Ein innerhalb des baierischen Fürstenhauses ausgebrochener, heftiger Erb¬ folgestreit gab Maximilian die Gelegenheit, als Lohn für seine Intervention im Jahre 1506 die Herrschaft Wildenegg mit Mondsee und dem Wolfganglande für Österreich zu erwerben, womit das Land ob der Enns für lange Zeit seinen letzten größeren Zuwachs erhielt. Es handelte sich wohl in erster Linie um die Sicherung der für die Salzwerke notwendigen Waldungen, wobei noch die romantische Vor¬ liebe Maximilians für St. Wolfgang, wo er sich eine Grabstätte erbauen wollte, das ihre beigetragen haben mochte. Die Heiratsverbindung Maximilians I. mit Maria von Burgund brachte dem Hause Habsburg im Jahre 1477 dieses zwischen Frankreich und dem Ober¬ rhein gelegene Herzogtum ein, zu dem auch beträchtliche Teile des heutigen Belgien und Holland gehörten. Mit der Erwerbung der deutschen Königskrone und der Burgundischen Herrschaft trat das Haus Österreich aus seiner bisher provinziellen Stellung heraus und wurde zu einem entscheidenden Faktor der europäischen Politik. Infolge dieser weitausgedehnten und verschiedenartigen Herrschaftsbereiche 28

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