OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Bereich gehörte. Der bis zu den Ungarnkriegen zum Dreigrafschaftsgebiet zählende Traungau verblieb diesmal jedoch im Verbande Baierns. Während früher Enns und Wels sich als Ausgangspunkte für die politische Gestaltung erwiesen, tritt nunmehr die 977 erwähnte Steyrburg als Sitz des Geschlechtes der Ottokare in den Vordergrund. Nach dem Aussterben der Grafen von Wels-Lambach kam m 1050 nicht bloß deren Besitz im Traungau, sondern auch die von dem Herzog tume Kärnten abgespaltene Mark als Erbherrschaft in ihre Hände, welche nach der Residenz Steyr als Steiermark bezeichnet wurde. Der Traungau wird so ein Bindeglied zwischen dem Donauraum und dem inneralpinen Gebiet und be¬ reitet die später (1192) erfolgte Angliederung der Steiermark an Österreich vor. Ebenso entscheidend für die künftige Entwicklung des Staates Österreich wurde das Bestreben seines unter Markgraf Leopold III. dem Heiligen (1091 —1136 zu bedeutender Macht und hohem Ansehen aufgestiegenen Herrscherhauses, eine Ausdehnung seines Machtbereiches westlich der Enns zu erzielen. Dieser Wunsch schien mit der Übertragung des baierischen Herzogtums an den Babenberger Leopold IV. (1139) erfüllt; seitdem begegnen wir immer wieder dem Versuch, den Naum zwischen Regensburg und Wien einheitlich entweder im Sinne einer „öster¬ reichischen“ oder aber einer „baierischen Lösung" zusammenzufassen. In diesem ständig hin- und herwogenden Machtkampf bildet Oberösterreich die unmittelbare Grenz- und Überschneidungszone, eine Tatsache, die für seinen geschichtlichen Werde¬ gang bis zum Jahre 1816 herauf stets von ausschlaggebender Bedeutung blieb. Schon im Jahre 1156 jedoch wurde diese österreichische Lösung rückgängig gemacht, Baiern an die Welfen zurückgegeben, Österreich als Entschädigung zum Herzogtume erhoben und damit seine Entwicklung zu einem unabhängigen Staatswesen angebahnt. Bereits die österreichische Geschichtstradition des drei¬ zehnten Jahrhunderts behauptet, daß schon damals das Land zwischen der Enns und dem Hausruck von Baiern an Österreich abgetreten worden sei; die praktische Inbesitznahme dürfte sich aber erst dann verwirklicht haben, als mit der 1186 vertragsmäßig festgelegten, 1192 mit dem Aussterben der steirischen Ottokare tatsächlich erfolgten Angliederung, der ihnen gehörige Besitz im Traungau und das ganze Land Steiermark an Österreich fielen. Die österreichische Herrschaft wurde gleichzeitig auch im Norden der Donau vom Haselgraben bis zur Großen Mühl vorgeschoben, so daß damit im wesentlichen der Raum, den das Land ob der Enns bis zur Angliederung des Innviertels im Jahre 1779 einnahm, ab¬ gegrenzt war. Bildete Baiern den gewichtigsten Gegenpol für das donauaufwärts strebende österreichische Herzogtum, so traten nunmehr in den beiden geistlichen Fürsten¬ tümern Salzburg und Passau ebenfalls Konkurrenten entgegen, deren Bestrebungen mit jenen der Babenberger und ihrer Nachfolger im Raume von Oberösterreich zusammenstießen. Dagegen konnten die Bistümer Bamberg, Würzburg und auch Regensburg, welche ebenfalls im Lande ob der Enns ansehnliche Besitzungen hatten, infolge zu großer Entfernung ihrer Hauptgebiete der österreichischen Landes¬ 20

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