OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter vorerst in einem Bündnisverhältnis mit Rom und wurde im Jahre 15 vor Christus kampflos unter Beibehaltung seiner eigenen Könige in das römische Weltreich einbezogen; sein Umfang deckte sich ungefähr mit dem heutigen südlich der Donau gelegenen Österreich (ohne Tirol und Vorarlberg). Die Orientierung nach dem weit im Süden gelegenen Mittelpunkt hatte ein Abreißen der Verbindung mit dem nördlich der Donau gelegenen Gebiete, das von stammesgleichen Bewohnern be¬ siedelt war, zur Folge; erst nach dem Zusammenbruch des Donaureiches kam der näturgegebene Zusammenschluß des zum Donaustrom strebenden Berglandes (Mühlviertel) wieder zur Geltung. Das politische Zentrum Norikums lag vorerst hinter dem schützenden Hauptkamm der Alpen in Steiermark oder Kärnten (Noreia) und verschob sich erst seit den Kämpfen mit den nördlich der Donau sitzenden Markomannen (160 —180 n. Ch.) und den von Westen her drängenden Alemannen (213 n. Ch.) in das Donauland nördlich der Alpen nach Enns (Laureacum) und Wels (Ovilavis). Die einschneidende Reichsreform, durch die das schon sinkende Riesenreich von Kaiser Diocletian (284 —305 n. Ch.) neu gekräftigt wurde, war von einer Verwaltungseinteilung begleitet. deren Nachwirkungen sich über die Stürme der Völkerwanderung hinweg bis in das Mittelalter herüber erhielten, ja in gewissem Sinne sogar bis in die Gegenwart ausstrahlen. Norikum wurde damals nicht bloß in einen südlich der Alpen gelegenen Binnen- und nördlichen Uferbezirk zerlegt, sondern dieser auch noch durch die Enns in zwei Teile gegliedert. Da im Westen der Inn (früher der Hausruck?) die Grenze gegen Raetien bildete, ist mit Aus¬ nahme des nördlich der Donau gelegenen Mühlviertels (von dem übrigens ein schmaler Grenzsaum ebenfalls von den Römern zum Ausbau von Brückenköpfen besetzt gehalten wurde) Oberösterreich in seinem heutigen Umfange bereits in der Römerzeit vorgezeichnet. Der sichere strategische Blick der Römer für die naturgegebene Hauptver¬ kehrslinien des Landes zeigt sich in der Anlage seiner technisch vollendet gebauten Reichsstraßen, die von Osten nach Westen von der Enns bis Passau bzw. Salz¬ burg und gegen Süden über den Pyhrnpaß führten. Schon im römischen Ufer¬ Norikum zeigt sich aber auch der immer wiederkehrende Zusammenhang mit dem ebenfalls am großen Donaustrom ausgerichteten Gebiete unter der Enns, sowie die Anziehungskraft des Raumes von Wien, der die Verbindung zu den Tief¬ ebenen im Osten bildet. Übrigens wäre es ein Irrtum, anzunehmen, daß das römische Norikum bloß einseitig nach Süden orientiert gewesen wäre; seine kirch¬ liche Zugehörigkeit zu dem in Pannonien gelegenen Sirmium (Mitrowitza) zeigt uns, daß der österreichische Donauraum schon damals in engem Zusammenhang mit der ungarischen Tiefebene stand, also neben der Nord-Süd-Richtung auch die West-Ostlinie ihre naturbestimmte Kraft zeigte. Beim Zusammenbruch des Nömerreiches trafen sich — ähnlich wie 1945 — die Heere der von Ost und West heranstürmenden Germanenstämme an der Enns. Nach der Unterwerfung der Alemannen durch die Franken um 500 blieb das Gebiet 16

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