OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Khil: Adalbert Depiny gründet, der Anlage eines reichen Lichtbildarchivs und seiner Auswertung großes Augenmerk zugewandt. Umfassende Sammlungen wurden angelegt und der Ver¬ wertung zugänglich gemacht. In der Förderung und Neugründung von Heimat¬ vereinigungen suchte er überall im Lande Mittelpunkte für volksbildnerische Arbeit zu schaffen, die durch Ausstellungen und Heimatabende ergänzt wurden. Besonders am Herzen lag ihm die Veredelung der Feiern, die er aus dem hergebrachten, dem Ungeist des 19. Jahrhunderts entstammenden seichten Unterhaltungsbetrieb herausführen und in tiefere, wahre Freude spendende Bahnen leiten wollte. Dem Laienspiel legte er besondere Bedeutung bei. Schon 1920 begann er mit Schülern alte Volksschauspiele und Hans Sachs aufzuführen. Aus diesem Kreis erwuchs ihm seine Spielschar, mit der er in den Zwanzigerjahren das ganze Land durch¬ wanderte. Auch in Schulen wurde von seinen Schülern besonders das Weih¬ nachtsspiel gepflegt. Der Totentanz, das Jungfrauenspiel machten als Freilicht¬ spiele tiefen Eindruck. Hier galt es ihm vor allem, vom Theaterspielen für andere wegzukommen und zu einem Spieler und Hörer in eine Gemeinschaft zwingenden Erlebnis zu führen. In den Lackener Spielen und im Ottensheimer Nibelungen¬ spiels), in dem er das alte Lied in eine der Gegenwart zugängliche Fassung bringen wollte, erfuhr die Laienspielbewegung einen Höhepunkt. Das Stände¬ spiel“) und das St. Wolfganger Spiel7) fielen dagegen ab. Wenn auch eine schöpferische Begabung in ihm lebte, zum dramatischen Dichter eignete er sich nicht Über seine Amtsstelle konnte er auch Volksbildungskurse an allen Lehrer¬ bildungsanstalten, am Priesterseminar und bei Gendarmeriebeamten durchführen und so sich einen Grundstock von Mitarbeitern erziehen, der, über das ganze Land verstreut, seine Gedanken der Heimatbildung in die Tat umsetzte. Als Obmann führte er seit 1928 den oberösterreichischen Heimatverein, der in Heimatschutz, Naturschutz und Denkmalpflege einen weiten Arbeitsbereich betreute und durch Vorträge und besonders durch Ausstellungen auch in die Öffentlichkeit wirkte. Ich erinnere an das Brucknerkonzert 1930 und an die Krippenausstellungen, die Lebzelterausstellung und die große Trachtenausstellung des Jahres 1935, die der Trachtenforschung wertvolle Anregungen gab und in breiten Kreisen den Sinn für volksechte Tracht weckte. Trachtenkurse schlossen sich an, Goldhaubengrupper wurden gegründet. Der Zusammenschluß der Mittelschuljugend in Jugendorts gruppen des Heimatvereines wurde schon erwähnt. Auf seine Anregung gingen die heimatkundlichen Vorträge im Sender Linz zurück, wo er oftmals sprach. sollte in volkstümlicher, In der Sendereihe „Der oberösterreichische Lebensraum aber doch auf streng wissenschaftlicher Grundlage beruhender Form der weite Hörerkreis mit Land und Leuten und ihrer Überlieferung bekannt gemacht werden. Das Amt wurde auch der Mittelpunkt der Sammelarbeit für den „Atlas der deutschen Volkskunde“, dessen Landesleiter für Oberösterreich Depiny war. 5) Die Nibelungen. Ein Spiel aus Österreich. Linz 1934. 6) Ein Ständespiel. Linz 1934. 7) St. Wolfganger Heimatspiel. St. Wolfgang 1937. 11

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