Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

Das festliche Stiegenhaus im Nordtrakt lant Savery, David Vinckeboons, David Teniers, Werner Tamm, August Querfurt. Vor allem aber besitzt Seitenstetten Ölbilder fast aller in Ostösterreich tätigen großen Barockmaler: rund 50 Gemälde des Kremser Schmidt von 1745 bis 1800, davon etwa 15 in der Gemäldesammlung, etwa zehn Ölbilder von Paul Troger, vor allem den Zyklus vom Verlorenen Sohn (1735), vier Entwürfe Daniel Grans, vier Stilleben Martino Altomontes und zwei biblische Szenen Bartolomeo Altomontes. Weniger reichhaltig ist die Sammlung der Plastiken. Zu nennen sind vor allem drei wertvolle Heiligenfiguren der Donauschule, ein Kruzifix mit beweglichen Armen für die Grablegung bei der Karfreitagsliturgie, ein Elfenbeinkruzifix, das 1643 bei Hans Seitz in Passau angekauft wurde, und acht überaus phantasievolle Reliefs in originaler Bronzierung von dem Admonter Bildschnitzer Joseph Thaddäus Stammei. Das Vedutenzimmer nimmt die Nordwestecke des 1. Stockwerkes ein und heißt so, weil seinen Gesamteindruck fünf große Biedermeieransichten an den Wänden aus dem Jahre 1814 bestimmen. Sie stellen das Stift inmitten seiner fruchtbaren Getreidefelder, das Kupferbergwerk Radmer, die Messinghütte Reichraming, den Markt Ybbsitz und die schon damals als Fremdenverkehrsattraktion geschätzten Prollingfälle bei Ybbsitz dar. Die Bildthemen dürften also vor allem unter dem Gesichtspunkt ausgewählt worden sein, woher das Stift Seitenstetten damals seine Haupteinkünfte bezog. Die Deckenstukkaturen des Vedutenzimmers und fast aller größeren Räume zwischen Abteisaal und Mineralienkabinett stammen wohl von Franz Kirschner, denn einem „ Herrn Kirschner" wurden 1752 „für 8 Zimmer" insgesamt 165 Gulden bezahlt.

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