Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

Abteisaal (Marmorsaal). Den prunkvollen, farbenprächtigen Raum mit akzentuierenden Pilastern aus Stuckmarmor, zwei feierlichen Kaminanlagen und einer Wandgrotte für einen Spring_brunnen schmückt ein meisterhaftes Deckenfresko Paul Trogers (signiert: 1735). Uber einer gemalten Scheingalerie zeigt es in weit geöffnetem Himmel, wie sich Religion und weltliche Weisheit, die eine gefolgt von den Allegorien der Aszese (Sturz der sieben Hauptsünden) und der Tugenden, die andere gefolgt von einem Kreis von Künsten und Wissenschaften, die Hand zum Bunde reichen. An der Architekturmalerei war auch Josef Krinner beteiligt. Die allegorischen Putti in der Scheinarchitektur stammen wohl von Johann Jakob Zeiller. Die Brüder Franz und Gottfried Kirschner aus St. Pölten leisteten alle Stukkaturund Marmorierarbeit. Maturasaal (ehemals Gästespeisesaal). Von der ersten Einrichtung dieses Raumes (1736) sind noch die zwei Anrichteschränke mit Aufsatzkästen erhalten. Jetzt schmücken ihn zwölf Gemälde von M. J. Schmidt. Neun dieser Bilder, fünf aus dem Leben Jesu (1754/ 56) und vier aus dem Leben des hl. Benedikt (1758), beziehen sich alle auf Speise und Trank. Sie waren also von vornherein für einen Speisesaal bestimmt. Die Bilder aus dem Leben Jesu zeigen deutlich, wie der Kremser Schmidt von der üblichen spätbarocken Ölmalerei zu seinem persönlichen HellDunkel-Stil auf rostbraunem Grunde gefunden hat. Aus derselben Zeit stammen die zwei Apostelbilder (Petrus und Paulus). Das Hauptbild des Saales ist jene Kreuzigung, die Schmidt, nun schon in seinem voll ausgereiften Stil, 17T7 als Fastenbild für den Hochaltar der Stiftskirche gemalt hat. Die Abteistiege. Das festliche Stiegenhaus reicht vom Erdgeschoß bis ins zweite Stockwerk und wurde bereits nach einem Plan Haybergers erbaut. Das Stiegengeländer mit seinem schweren Bandwerk lieferte 1743 der Eggenburger Steinmetzmeister Ferdinand Steinböck. Im folgenden Jahr malte Bartolomeo Altomonte das Deckenfresko, das den Triumph des hl. Ordensvaters Benedikt, umrahmt von den Allegorien der vier Erdteile, darstellt. Die Stukkaturen wurden 1743-1745 von Franz Kirschner geschaffen und 1775 von zwei Stukkateuren der Familie Kirschner ergänzt. Erst damals wurden die Wandnischen mit Vasen und den Allegorien der Jahreszeiten versehen. Hingegen schuf bereits 1746 der Schlossermeister Johann Adam Kühn in Stein an der Donau das prachtvolle Eisengitter aus schwerem Stabwerk des Barock und schwungvollem Rocaille des Rokoko. 1753 lieferte er auch die fünf kunstvollen Laternen. Die Farbfassung in Zitronengelb, Steingrau und gebrochenem Weiß hat der Raum seit der letzten Restaurierung 1985/86. Die Kunstsammlungen. Seitenstetten besitzt eine der reichhaltigsten Gemäldesammlungen Österreichs. Sie bildet auch den Schwerpunkt der niederösterreichischen Landesausstellung 1988 in Seitenstetten. Aus dem Mittelalter sind fast nur mehr Tafeln spätgotischer Flügelaltäre der Donauschule (z.B. des Meisters von, Gampern, eines Meisters, der nach Dürers Marienleben arbeitete, eines italienisch geschulten Meisters, des Meisters der Kremsmünsterer Katharinenlegende) vorhanden. Von den Gemälden italienischer Herkunft seien eine Madonna des Liberale da Verona, eine Pieta von Bazzani, Werke Francesco Solimenas, zwei Genrebilder von Cipper Todeschini, vor allem aber vier der wertvollsten Gemälde des eigenwilligen Genuesen Alessandro Magnasco (Mahl und Studium der Kapuziner, Unterricht in der Synagoge von Livorno, christliche Unterweisung im Dom von Mailand) genannt. Von den Niederländern und ihren Nachahmern sind vor allem Stilleben, Landschaften und Genrebilder vorhanden, z.B. Jacob van Es, Ryckaert, Rue-

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