Grüne Bürgerzeitung, Nummer 4, September 1993

-0 -~ Q) V') JuliusJäger, Max Schönbrunn, EduardFlener, MoritzJoachim, Max Metzl Frau Elisabeth Winternitz '~ Die Cultusgemeinde nimmt nun einen Umbauandemgekaufi-enHaus vor: Es wird an der Hofseite des Hauses ein Gang auf schmiedeeisernen Trägern mit Consolenunterstützung, sowie im 1. Stock eineAbteilungsmauer hergestellt. Die Fertigstellung wird ,1111 27- 6. 1895 in einem Protokoll bei der Swltge111cinde- Yorstehu11g Steyr ,111gezc1gl. 19.38wird d.1s Ccb:iude .11i~int und in ein Gcsl l, ; if1sh.ms u111gl·w.111dl'it. /1111 8. No vi:111lw1 1991 wurdl' l'llll' ( ;1•dv11kt,lfi: Ient- hüllt , d1l' fiilgl' lttkn l'nt tr.igt: .,/11 rli1·.1c111 l /1111.1 h,ft1111I 111h 111111 181J./ /11 .1 1938 rlic -~'y11- ,~~,~~1· 1111.11"11 ·1 Jlirl/1( /im !l lit/1111;~ai111m11111d Mith111,~l'I . s,,. 11'111rlm 111111 rla 1/(//ionri/- .w;, i,1li.111.11/,l'll ( ;,.'l,11,,// hl'rr.1rhr!/i .~Nie m ii I igl 1111rl 1/11\ ,/11, ·1 I l1·1111,11 11,·rtril'hm, viele von //mm 111 l\1111/ m/111/11111.1!ti.~1•m amorde!." 11 Hauptsache, die alte Eisenstadt ist bald voll- kommen judenrein" DasJahrl938 Dolf llp1111111y w,ir 1938 r5Jahre alt und hnu1 lrtl' d1l' vierte Klasse Hauptschule. Er l'1i1111('1t s1eh ,111 den März r938: ,,Die S11ilj,'m w,111·11 rot mit Hakenkreuefahnen, l/11;~11/r n 11/,11·11m in SA-Uniformen, Polizi- _1/m 1,•11mlm ,11rsg1wechselt. Mein Vtiter hatte S, hm11·11.~!.·cilm, Arbeit zu bekommen. Da er j inw11!1.~ /J, , der Sanitätwar, hatte er dadurch 71/tli· ,~1111·Freunde, aber auch sie konnten seine wi11.1chll[ilieheLagenichtändern. DasFarben- .~1·.11ht(fi ml'ines Vaters war praktisch bank- ro/1. Ich war in einer zionistischen Jugend- hcwcgu11g, die vom Sohn des Rabbiners Niirenberger geführt wurde. Aber ich hatte 1111ch Freunde über die jüdische Gemeinde hinaus, vor allem von der Schule her. In der Schule war ich auch schon vor r938 antisemtischen Angriffen ausgesetzt. Ich wur- de geschlagen, obwohl mich der Direktor be- schützen wollte. Öfter wurde ich als ,Jude' beschimpft. Beim Einmarsch im März r9J8 bedrängte uns vor allem die Frage: Was wird mit uns werden? Christliche Freunde beruhig- ten meine Eltern. Ein Schulfreund meines Großvaters, der Priester war, besuchte uns und riet uns zur Auswanderung nach Jerusalem. Eines vergesse ich auch nicht. Bei der Qi,111rtimuche für deutsche Soldaten ka- mm zu1ei 11uch in das Farbengeschiift meines V11tcrs, 11111 sich den Helm neu streichen zu l11.rn· 11. Ai!f111e1-!?samgemacht, daß es sich um 1"i11_jiidi.1d11·.1 Gcschäji handelt, sagte einer:,Das i.11 11irh1 wirhti,g, Hauptsache mein Helm ist wil'rll'r srhä11"'. (...) l1111rn:1 mehr wurde den Steyrer Juden kl.ir, weit hc Konsequenzen derAnschluß Östcrrci( hs .111 d,1s Deutsche Reich für sie h,1tte. Durd1 Verwandte hatten sie von strnßcnrci nigcndcn Juden in Wien erfah- ren. Fr::ru Schirok h.itte als Kind Pogrome in Rufsland erlebt. Sie ahnte, daß schlim- me Zeiten bevorstanden und ertränkte sich am 10. April 1938 nicht weit von ihrer Wohnung entfernt im Wehrgraben. Sie war aktiv in der jüdischen Gemeinde, ihr Mann war freiwilliger Vorbeter und galt als bester Schachspieler von Steyr. (... ) „Der Haß gegen allesJüdische bmchle l'S mit sich, daßjeder Beamte und Angestellte seinen arischen Nachweis erbringen und mit Srhei- 'nen erhärten mußte. Das war viel Arbeit mit der Ausstellung von Scheinen.': schreibt Kaplan Steinbock. Ansicht des jüdischen Friedhofs in Steyr Auch in der Schule wirkten sich die ver- änderten politischen Verhältnisse aus. Mädchen mit langen blonden Haaren wurden gelobt, Mädchen mit kurzen Haaren dagegen abqualifiziert. Das sei jüdisch. DolfUprimny erzählt: ,,AbMitte Mai konnte ich nichtmehr in die Schulegehen. Meine Eltern bemühten sich zwar noch, mit dem Direlaor zu erreichen, daß ich weiter in die Schule gi.ng, aber ich weigerte mich. Der Direktor wurde auch bald durch einen Nazi ersetzt. Im Mai bekam ich das Abschluß- zeugnis mit nur zwei Noten, einem Gut und einem Genügend, obwohl ich immergut war in der Schule. Die Lehrer veränderten die Stimmung in der Schule sehr. Natürlichgab es antisemitische Außerungen in der Schule ... Als ich einmal zu einem Spiel auf den Vor- wärts-Sportplatz gehen wollte, sagte ein Vor- wärts-Vorstandzumir: ,Es tut mir leid, verlaß den Sportplatz. Ich daifJuden nicht rein- lassen'. .. Im Juni ']8 wurde mein Vtiter ver- haftet, aber nach einigen Tagen wiederfreige- lassen. Erhielt sich dann bei seinem Bruder in Wien auf Ich blieb mit meinem kleinen Bru- der bei meinerMutter in Steyr. Meine Schwe- ster war beijüdischen Bauern in Brunhofbei Vestenthal. Viele jüdische Familien lösten in dieser Zeit ihre Wohnungen auf" foto; K.nn 1 ;1 th So macht h ehrSP.ßB; . Ed d "·ochen noc . ßl ausha\tshe\fe~• ·· ExtRA..:At'i - as III . - praktische 1-\ d immer v1e\e - haP.sch1rre ...un 9este ~o~ r,- .. ..,-

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