Grüne Bürgerzeitung, Nummer 4, September 1993

VERGESSENE Vor vier Jahren war in der Grünen Bür- gerzeitung ein lnter- 5 p u REN view mit dem letzten in Steyr lebenden Juden zu lesen. Das war mit ein Anstoß, daß sich das Steyrer Komitee Die ersten Spuren in Steyr Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in SteyrmachtderChronistPreuen- hueber für das Jahr 1.345 anläßlich ~ines l lauskaufes: ,,Hannß der Panhalm des 8l'rrb10/d Sohn, Härte!der Steinreiter, Wetzei, d,•r Wll'l;,,1•!11onAerbing, undihreHaußfrauen f1t1hm 11/'rla111.fft ihre Behausung zu Steyer, .~1•11r11111/ dm Gewölb, zwischen Hein/ein, des jf((/m, 1111d Friet!lein, des Goldschmidts, Häu- 11•1 .~d1:~m. .1mnt der Capellen darinnen, III, 11hl'II rlm, Kirschner, An. 134J "DerJude 1k111ki11 hatte demnach ein Haus, wel- l hl'\ mh, wie Preuenhueber später er- w:il111l, in der Enge befand. (...) In einer lJ, ku nde vom 22. Mai 1387 wird dieser Jude, hier „Handel" genannt, anläßlich l'llll't Verkaufes nochmals genannt: (...) 1 ).d~ dieses Haus in der Enge das einzige von J u<len bewohnte Haus war, ist anzu- nehmen. Zum Jahre 1.371 berichtet Preuenhueber uber die Urkunde des Herzogs Albrecht 111, (r365- 1395)vom22. April 1371, worin er den in Steyr wohnhaften Juden auf Be- schwerde der Steyrer Bürger den Handel mit Wein und Getreide untersagte. Die Juden meinten, dazu ebenso wie die an- deren Bürger das Recht zu haben. Ferner bestimmte der Herzog, daß dieJuden nur in dem seit jeher von ihnen besessenen Haus wohnen dürften, sollte dieses aber zu klein werden, so dürften sie ein ande- res Haus in der Nähe kaufen, aber nicht mitten in der Stadt, damit die Bürger sich im Notfalle schützen könnten (...). Die Bestimmungen dieser Urkunde, die denJuden denWein-und Getreidehandel verboten hat, können in eine Reihe der Verfügungen Albrechts III zu Gunsten der hart bedrückten und arg verschulde- ten Städte gestellt werden, damit diese · durch Verminderung ihrer Schulden und Erhöhung ihrer Einnahmen den gesun- kenen Wohlstand wieder heben könnten. Die Juden, die nun auch vom Wein- und Getreidehandel ausgeschlossen waren, fie- len damit als Konkurrenz für die christli- chen Händler aus. Im selben Jahr 1371 ließ Albrecht III mit seinem Bruder Leopold III (1365-1386), mit dem er gemeinsam die österreichi- schen Länder regierte, die Juden in den Mauthausen Aktiv seither mit der Geschichte der Juden in der alten Eisen- stadt beschäftigt. In Zusammenarbeit mit der Friedenswerkstatt Steyr wurde so der Jüdische Friedhof am Tabor renoviert. Gleichzeitig arbei- teten Mag. Waltraud Neuhauser-Pfeiffer und Mag. Karl Ramsmair an einem Buch über dieses teilweise sehr brisante historische Thema. Unter dem Titel „Vergessene Spuren" erscheint das Werk im November. Die Grüne Bürg~rzeitung bringt in einem Vorabdruck Auszüge aus dem Ergebnis der umfangreichen Recherchen. Das erste Grab am Jüdischen Friedhof in Steyr - aus dem Jahr 1874. Foio;K.linnth landesfurstlichen Städten gefangenneh- men und ihr gesamtes Vermögen einzie- hen. Die Juden wurden erst dann freige- lassen, wenn sie sich taufen ließen oder die in der geforderten Höhe erpreßten Geldbeträge an die fürstliche Kasse ab- führten. Steyr war damals eine landes- fürstliche Stadt(...). 19. Jahrhundert: Der Zuzug von Juden aus Böhmen Um die Mitte des 19. Jahrhunderts be- gann ein größerer Zuzug von Juden aus dem südböhmischen Raum nach Steyr. Der Historiker Willner schreibt in seinen Annalen, daß die Übersiedlung böhmi- scher Israelitenfamilien als stabile Wohn- parteien nach Steyr in den Jahren 1851 und 1852 erfolgte. Die ersten sollen Abrahm Metz!, Schlächter und Aus- speiser, Samuel Wintemitz, der sich 1853 eine Messerergerechtigkeit erkaufte und Joachim Wintemitz, der sich das Haus Nr. 325 in der Vorstadt Wieserfeld (heute Wieserfeldplatz ro) kaufte, gewesen sein. 1855 gab es nach Willner schon sieben stabil hier wohnende israelitische Famili- en. Am 9.Jänner habe „sichein hiernoch nie erlebtes Schauspielereignet, alszwei israelitische Vermählungen von einem Rabbiner, der aus Tabor in Böhmen nach Steyr kam, im Gast- haus ,Zum blauen Bock' (Sierninger Straße 58) vorgenommen wurden". Am 31. Oktober 1857 lebten laut der letz- ten Volkszählung bei einer Gesamtbevöl-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2