"Großfahrt" in die Gottschee 1939

Wir stehen bald draussen am andern End der Stadt. Wir warten, denn die "Kunstverständigen" von uns, allen voran unsere ruinenbegeisterte Helene, hatten es nicht lassen können, ein altes verfallenes Bauwerk, von sicherlich grösster Wichtigkeit zu durchsuchen. Auf guter, immer fal¬ lender Strasse geht es weiter zwischen den netten stei¬ rischen Lattenzaunen durch, an hohen Felsen vorbei, auf denen Burgen oder Burgruinen zu Tal schauen. In Trofaiach und Donawitz bestaunen wir die rauchenden Essen und Schlote. Wir können unsere ei¬ genen Worte kaum verstehen,so donnern die Motore und dröhnen die Maschinen.....Hoch über uns gleiten die Hunde" auf mehrfachen Seilen mit ihren Lasten hin und her. Mitten in dem Lärm stehen wie ruhende Pole mächtige, schwarze Kessel.M Kaum haben wir jemals deutlicher und eindringlicher die Symphonie der Arbeit gehört.—---- Wieder streichen Bäume, Weisen, Felder an uns vorbei. Die Räder singen über leichtem Kiesel. Noch eine kurze Baustelle ist zu passieren, und wir halten Einzug in Leoben dem heutigen Tagesziel. Links erblickten wir den Bahnhof mit seiner unangenehm auffallenden russigen Umgebung, rechts von uns die Stadt. Nun geht es kreuz und quer durch Strassen, Plätzen, und Gassen, bis wir endlich vor der Massenburg stehen. Einen schöneren Platz hätte man wohl kaum für eine Jugendher¬ berge finden können. Wir lehnen unsere Räder an-die Mauer des Brughofes und schauen nieder auf die Stadt. Dunst hat sich über das Becken gelegt, nur die Kirchturmspitzen se¬ hen wie neugierig daraus hervor. Wir packen unsere Räder ab und lassen uns; nach einer gründlichen Reinigung von Kopf bis zum Fuss, das prächtige Abendessen: Speckwurst und Kartoffelschmarrn, besonders gut schmecken. Es ist dunkel geworden. Unter uns flammen die Lichter auf und still ist es ringsum über den Ruinen der alten Massenburg. 61 Gute Nacht, Kameraden! Bewahrt euch diesen Tag!

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