"Großfahrt" in die Gottschee 1939

Letzte Rast in Krainburg. Seit Gottschee haben wir keine deutschen Nachrichten mehr gehört. Als wir uns nun in Krainburg nach einer Autoverbindung über den Loiblpass erkundigten, um Emmi deren Rad noch immer schrecklich zu fahren ist, mit einem Riesenachter und verbogenen Pedalen, über die Grenze zu schicken-- gibt uns der Beamte im Reisebüre entrüstet zur Antwort. "Was wollen sie denn, es ist doch Krieg, die Grenze ist gesperrt. „Da kommt auch ein anderes Mädel von uns mit der Nachricht, dass der Führer gesprochen habe dass Krieg mit Polen sein Wenn wir auch den Aussagen der Leute da unten nicht recht Glauben schenken, so scheint uns doch die Möglichkeit eines Krieges wahrscheinlich. Wir lassen uns unsere innere Spannung vor den Slowenen nicht anmerken, packen zusammen, machen noch die notwen¬ digen Besorgungen, picken mit zünftiger Geschwindigkeit 2 Patschen und dann gehts der Grenze entgegen, Mit den Slowenen ist überhaupt nichts mehr anzufangen, nervös und aufgeregt stehen sie herum und reden gescheit. Erst jetzt können wir verstehen, warum man uns heute so sonder¬ bar angaffte, warum wir Menschenauflauf und gelegentlich wenn wir mal rasteten-Verkehrsstockung verursachten. Nun hält man sich in Entfernung und sieht uns teils vorwurfsvoll, teils fassungslos nach. Extraausgaben der Zeitungen sind an Hausmauern angeschlagen vor denen sich die Menschen dicht drängen und aufgeregt debattieren. Die dicke Obstfrau, bei der wir uns ein paar Tomaten kaufen, jammert ob der Krieg auch nach Jugoslawien herüber¬ kommen werde. Sie hat ja solche Angst vorrr Grrrig! Wir sind froh, als wir endlich startbereit sind, Es ist uns, als könnten wir keinen Tag länger in diesem fremden Land aushalten.

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