"Großfahrt" in die Gottschee 1939

Fahrzeug dahinrasselte. Wir kamen durch Dörfer und durch eine Stadt mit sehr aufgeregten Leuten, die alle die Zeitung in den Händen hielten und in sie hineinstarrten. Sie redeten immer von einem kommenden Kriege. Bald hörte es zu rumpeln auf, und ich wusste nun, dass wahrscheinlich bei dieser Rast meine letzte stunde schlagen werde. Aber es kam anders. Ich blieb verschont, denn die 13 Mädel hatten angeblich keine Zeit mich herzuruchten, denn sie wollten noch die hohen Berge erreichen, die so blau in der Ferne schimmerten. Einmal haben sie nur zu mir hereingeguckt als sie sahen, dass ich noch nicht tot war, waren sie zufrei¬ den und klappten den Deckel wieder zu. Dann ging die Fahrere wieder los. Immer langsamer gings je näher die Berge heran¬ kamen. Endlich hahmen uns die Berge auf. Rechts und links von uns stiegen die hohen Felsen himmelhoch auf, neben der Strasse toste ein Wildbach. Trotzdem es etwas kühler war, hörte ich die Mädel schnaufen, Immer steiler wurde die Strasse, und die Nemtschi hatten tüchtige Arbeit mit dem Schieben der Räder. Der Kessel schwenkte bedenklich bald nach links bald nach rechts. Der Küchendienst schimpft über mich als überflüssiges Anhängsel. Ich wäre ja gewiss auch selber lieber im Garten zu Kranj geblieben, warum ha¬ ben sie mich denn mitgenommen, wenn ich ihnen lästig werde? Stundenlang geht es nun aufwärts. Den Bach haben wir längst hinter uns gelassen, und nun fliesst er schon tief unter uns. Das letzte Stück ist ganz schrecklich, Immer wieder bleiben sie mit mir stehen und dann schimpft der Küchen¬ dienst mit mir und droht, mich in den Strassengraben zu werfen. Einmal kam gar ein Vieh mit 2 Hörnern, eine zahme Gemse, die Resi, ich hatte Angst, denn diese hätte mich sicher gern gefressen und dazu bin ich doch zu gut. Endlich wurden die Mädels wieder lustig, sie hatten nämlich die Passhöhe erreicht und freuten sich sehr darüber. Jemand klopfte an den Kessel und fragte:Na, was habt ihr denn da drinnen?Der Deckel wird abgenommen und ich sehe einen Soldaten, der mich ganz verwundert anstarrt. Na, für den braucht ihr wirklich keinen Zoll zu zahlen.. Sie trin¬ Die Mädel vergessen nun scheinbar ganz auf mich. ken Tee und essen das Abendbrot im Zollhaus, Erst spät suchen sie einen Heustadel auf, der etwas unterhalb der passhöhe liegt. Also ich will mich kurz fassen, sagte der Salat, als er das erzählte -Es verging noch ein Tag, erst Radfahrt, dann wurde ich herumgeschleppt auf Bahnhöfen und in Stäften, und wieder geschah nichts mit mir. Ich wurde immer elender. Besonders das Gerumpel in der Eisenbahn aufge- konnte ich gar nicht vertragen. Da wurde der Kessel flog macht, ich wurde geputzt und viel von meinen Hüllen zum Fenster hinaus. Der Rest wanderte in den Kessel zurück. Ein gnädiges Schicksal wollte es, dass der Zug knapp vor Mitternacht nicht mehr weiterfuhr. Alle stiegen sie aus und mit Decken und Trainingsanzügen gings zur Massenburg. Beim Morgengrauen kamen sie wieder daher und brummten das etwas von Schichteln, Wieder ging die Reise los, Wieder wurde ich mitgenommen, obwohl mich einige über die Achsel

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2