Garsten 1959

Göttweig gewesen war. Unter diesem tüchtigen, umsichtigen, dabei aber auch aufrichtig bescheidenen und hilfsbereiten Abt, der am 27. Juli 1 1 42 verstorben ist und schon im Jahre 1 236 durch den Passauer Bischof Rudiger heiliggesprochen wurde, erlebte diese mit seinem Amtsantritt zur Abtei erhobene Niederlassung einen mächtigen Aufschwung. Das Kloster wurde wirtschaftlich auf eine solide Basis gestellt, die Zucht der Mönche in kluger Weise gefördert, so dary bald anderen Häusern Äbte über­ lassen werden konnten : Gleink, SI. Lambrecht und schlierylich Krems­ münster. In unserem Zusammenhang ist aber wohl am wichtigsten, dary er Mönche, und zwar stets je zwei, in das zum Kloster gehörige Gebiet entsandte. Diese Brüder waren Vollmönche ohne Priester­ weihe; also ähnlich den heutigen Laienbrüdern, von ihnen aber unterschieden durch das Recht der Teilnahme an der Abtwahl und sonstigen Entscheidungen, die bei der Versammlung der Konvenl­ milglieder (= Kapitel) getroffen wurden. Daneben war noch von besonderer Bedeutung, dary unter Bertholds Stabführung 1 1 40 auch die Pfarre Gaflenz dem Kloster Garsten zur Betreuung übergeben wurde und dary der deutsche König Konrad III. (1 1 38-1 1 52) dem heiligmäryigen Abt etliche Monate vor seinem Tode auch noch 400 Huben (Hube ist ein Gut, das gerade ausreicht, um eine Fa­ m ilie zu ernähren) in der Riedmark schenkte, woraus später Rechte auf die Kirche St. Magdalena zu Haselbach bei Linz abgeleitet wurden. Bei fortschreitender Bevölkerungszahl waren natürlich die Ver­ hältnisse in der weilläufigen Altpfarre G a r s t e n unhaltbar ge­ worden. Von der Einmündung des Redlenbaches in die Steyr sind immerhin 32 km und von der des Neustiftbaches in die Enns 1 8 km Luftlinie bis nach Garsten. Am unmöglichsten war jedoch zweifellos die kirchliche Abhängigkeit der rasch aufblühenden Stadt Steyr vom kleinen Vorort Garsten. Solche Entwicklungen können wir aller­ dings im übrigen Oberösterreich öfter verfolgen : die Stadt Enns hatte bis zur Mitte des 1 6. Jahrhunderts ihre Pfarrkirche in Lorch, Freistadt wurde von Neumarkt im Mühlviertel, Gmunden von Ohlstorl, Braunau von Ranshofen aus versorgt. Die Burgkapelle zu Steyr war wohl der erste Ansatzpunkt für den Verselbständi­ gungsprozery, über dessen Verlauf wir nicht bis ins Einzelne infor­ miert sind. Plötzlich aber begegnet 1 275 eine Kirche zu Ehren der heiligen Ägyd ( = SI. Gilgen) und Koloman in Steyr. Für diese wurde ein paar Jahre später durch Papst Honorius IV. (1 285-1 287) ein Ablary verliehen. Vielfach waren die Wechselbeziehungen re­ ligiöser, rechtlicher und wirtschaftlicher Natur zwischen dem Kon­ vent zu Garsten und der sich immer mehr auch am Nordufer der Steyr ausdehnenden Stadt, wo noch dazu sehr bald auch die Wal­ denser einen mächtigen Stützpunkt einrichteten. Im 1 5. Jahrhundert begann die Bürgerschaft von Steyr an Stelle der allen, romanischen 2 7

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