Garsten 1959

Ober die Grenzen des Seelsorgebezirkes Garsten sind wir schon im 12. Jahrhundert gut informiert. Der Ramingbach im Osten, der Neustifter- und Redtenbach im Süden, die Steyr im Westen und Norden, ab deren Einmündung dann auch die Enns, umfa�ten ein gro�es Gebiet, dessen allmähliche Erschlie�ung in seelsorglicher, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht dem Kloster Garsten gro�leils zu verdanken ist. Denn der Markgraf von Steyr, Otakar II. (c. 1080-1122) war dar­ auf bedacht, in diesem ihm gehörigen Gebiet den Fortschritt nach besten Kräften zu fördern. Otakar selber oder sein Vorfahr hatten offenbar auf ihrem Grund und Boden die Kirche zu Behamberg erbauen lassen und besa�en daher dort Eigenkirchenrecht. Der Markgraf hatte nun die Absicht, durch die Gründung eines Stiftes seinen Bestrebungen für die Aufwärtsentwicklung des Enns- und Steyrtales kräftigen Impuls zu verleihen. Der richtige Ort für ein solches Kloster erschien ihm die Talebene von Garsten in der un­ mittelbaren Nähe seiner Stiraburg. Die Kirche von Garsten gehörte aber, wie wir schon erwähnt haben, dem Bischof von Passau. Darum trat nun Otakar mit Altmann, Bischof von Passau (1065-1091) in Verhandlungen ein; da sie in Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV. sowie Papst Gregor VII. und seinen Nachfolgern beide unentwegt auf der kirchlichen Seile standen, waren sie schon lange Gesinnungsgenossen. Auf Grund der getroffenen Vereinbarung trat Otakar Behamberg dem Passauer ab und tauschte dafür Garsten ein, wohin er nun Priester zu einer Vita canonica, d. h. zu einem gemeinsamen Leben, berief, denen er auch die Pfarrseelsorge an­ vertraute. Diesen Männern gelang es aber nicht völlig, seine Zu­ friedenheit zu erlangen. Im übrigen war man auch an anderen Orten mit solchen Klerikern nicht ganz einverstanden, wie z. B. in Göttweig ob der Donau. Auf GrlcJnd seiner eigenen Machtvollkom­ menheit wandelte Otakar daher dieses Kollegiatstift in ein Benedik­ tinerkloster um. Spätestens die Mönche bauten nun neben der schon vorhandenen Pfarrkirche noch für ihre eigenen Zwecke ein Gottes­ haus zu Ehren Mariens. Ihre Verehrung war ja durch die Kluniazen­ ser Mönche (Cluni = Cluny in Frankreich) so gefördert worden, und dieser Reformrichtung gehörte auch Garsten an, das zunächst noch in Prioratsabhängigkeit von Göttweig stand. Göttweig aber war wieder über St. Blasien im Schwarzwald, Frutturia in Oberitalien, D1- jon in Frankreich mit Cluny in direktem Zusammenhang. Um 1111 wur­ de der Nachfolger des nach Formbach am Inn postulierten ersten Klo­ stervorstehers Bernhard ( =Wirnto, sein Grab ist in der dortigen Klosterkirche heute noch zu sehen; Formbach liegt etwa 3 km nördlich von Schärding-Neuhaus) wiederum aus Göttweig gerufen. Es war dies der dortige Prior Berthold, der jener Schicht von Mi­ nisterialen entstammte, die mit den Babenbergern ins Land gekom­ men waren und selber zuvor Mönch in St. Blasien, sowie Prior in 26

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