Die Stiftskirche von Garsten

An der Herstellung der Inneneinrichtung waren seit längerem viele Hände tätig. Den Plan für den Hochaltar hatte Carlo Antonio Carlone entworfen. An den Schnitzarbeiten dafür arbeitete schon 1679 der aus Klagenfurt gebürtige Jakob Ri t- tinger gegen eine Jahresentlohnung von 150 fl. Er wurde am 31. Oktober 1682 Novize in Garsten und legte am 8. Dezember 1683 unter dem Klosternamen Marian seine Profeß als Laienbruder ab. Er war auch als Steinbildhauer tätig, und sein Werk, das auch über Garsten hinausgreift, erweist ihn als einen der hervorragendsten Barock- bildhaucr unseres Landes 91 ). Neben ihm arbeitete als „zweiter Bildhauer in Holz “ Hans Spindler, wohl ein Sohn des Schöpfers der frühbarocken Altargarnitur. Er bekam pro Woche 2 fl. und bezog 1679 für 52 Wochen 104 fl.® 2 ). 1689 werden als Bildhauergesellen Georg Landterl und Urban Remele genannt. Unter dem Hoftischler Ignaz Olbrich, der pro Jahr 65 fl. bekam, arbeiteten ab 1679 die Gesellen Martin Lachner und Josef Mayr für je 46 fl., sowie Leonhard Numesmikh und Jakob Pokorny für je 44 fl. Pokorny erwies sich als so tüchtig, daß ihm die Herstellung des Tabernakels für den Hochaltar und später auch der Kanzel überlassen wurde. Das Tabernakel war Ende 1683 fertig, die Arbeit kostete 150 fl. Die Vergoldung besorgte der Garstner Hofmaler Hans Georg Staindorfer für 300 fl. Die Taber ­ nakeltüre, eine vergoldete Treibarbeit, wurde aus Nürnberg bestellt und kam aul 280 fl. Die Arbeiten am Hochaltar waren Ende 1682 so weit, daß Staindorfer „wegen Faß: und vergultung Leikauff am 11. Oktober 30 fl. “ erhielt, dazu bis Ende des Jahres in Abschlagzahlungen 143 fl. Außerdem arbeitete an der Vergoldung auch der Steyrer Faßmaler Johann Joachim Mayr mit und bezog dafür 1568 fl. Für die Schnitz- und Tischlerarbeiten am Hochaltar wurden 3000 fl. ausbezahlt 03 ). Zur Vergoldung (ohne Tabernakel) brauchte man 392 Büchel Gold, und die Gesamtkosten betrugen, eingerechnet die zwei Altarbilder, -8598 fl. Das große Hochaltarbild mit dem ovalen Aufsatzbild lieferte der Antwerpener Frans de Neve für 1800 fl. Ende Sommer 1685 war der Hochaltar vollendet und man zögerte nicht mehr, die Kirche durch eine vorläufig einfache Benediktion für den Gottesdienst zu weihen. Am 5. Oktober 1685, dem Jahrestag der Grundsteinlegung, nahm Abt Anselm die feierliche Eröffnung vor. Es waren dazu die Prälaten von Gleink, Seitenstetten und Wilhering erschienen. Um 7 Uhr früh wurde das Allerheiligste aus der Pfarrkirche in feierlicher Prozession in die neue Stiftskirche übertragen. Abt Anselm hielt dann am Hochaltar die erste heilige Messe und erteilte dabei einem Konventualen die niederen Weihen, worauf zwei Novizen ihre Profeß ablegten. Das Hochamt um 9 Uhr hielt P. Emmeran Frietz als seine Primizmesse. Zu gleicher Zeit zelebrierten die drei Äbte auf dem Bertholdi-, Benedikt- und Frauenaltar, die dazu notdürftig durch Porta- tilien bereitet werden® 4 ). Nun wurde die weitere Inneneinrichtung in Arbeit genommen. Die Seitenaltäre, deren Aufbau nach dem Entwurf von Maria Rittinger aus prächtigem Akanthus* gerank gebildet wurde, entstanden in der Werkstatt Pokornys, während die die Altar ­ bilder flankierenden großen Engel wohl Hans Spindler schnitzte. Schon 1682 malte ein Johann Peter Busch i er für 72 fl. ein Seitenaltarbild, das uns nicht erhalten blieb® 0 ). Es hat wohl von Anfang an nicht befriedigt, denn Anselm bemühte sich nun, bedeu ­ tendere Meister hcranzuziehen. Im August 1685 trafen aus Nürnberg die Bilder für den Benediktaltar ein, die Joachim Sandrart für 1000 fl. gemalt hatte. Außerdem erwarb der Abt von ihm für 250 fl. ein „ingenio Rubentii fusam crucifixi effigiem “ . Vermutlich ist darunter ein metallgegossenes Kreuz gemeint, das nach einem Bilde von Rubens modelliert wurde. Von Sandrart stammen auch die Entwürfe zu den die Gewölbe tragenden großen Stuckengeln 96 ). Ebenfalls 1685 malte Francesco 21

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