Die Stiftskirche von Garsten

empören ausgenommen, obwohl der eine oder andere Künstler das Jahr hindurch zeitweise verreist war. Gleich im Frühjahr hatten die Maurer begonnen, die Gewölbung fortzusetzen, nachdem man schon im Winter dafür die Biegen aufgerichtet hatte. Für die zwei Säulen aus Salzburger Marmor, die den Musikchor tragen sollten, erhielt am 20. Februar 1682 der Linzer Bildhauer Johann Peter Spaz eine Abschlags ­ zahlung von 100 fl. 86 ) und am 15. April und 29. August für Kirchenpflastersteine Bezahlungen von zusammen 400 fl. Diese Kehlheimer Platten transportierte der Steyrer Schiffmeister Johann Koller von Linz nach Garsten 86 ). Mitte August trafen die Freskomaler ein. Es waren die Brüder Grabenberger, die sich, aus dem Böhmischen kommend, in Und in der Wachau niedergelassen hatten. Anselm zählt sie in seinem Tagebuch „nach ordnung ihrer Kunst “ auf: Michael Christoph, Michael Georg und Johann Bernhard Grabenberger. Michael Christoph, der jüngere unter ihnen, war Prinzipal. Sie begannen ihre Arbeit im Sommer ­ chor, hatten aber gleich ein Mißgeschick. Sie mußten das mittlere Stück wieder herunter ­ schlagen, da sie die Qualität des hiesigen Materials nicht in Erfahrung hatten. Es gab aber weiterhin keine Störung mehr. Von den Gemälden des Sommerchores brachten sie an einem Page eines fertig, während sie zu den großen Bildern im Kirchenschiff zwei Tage brauchten. Man kann daraus schließen, daß wenigstens bei den größeren Bildern alle drei in gemeinsamer Arbeit zusammen halfen. Zum Anlegen des Verputzes waren ihnen zwei Maurer zugeteilt, die schon um 3 Uhr früh des Vortages mit dem Anwurf beginnen mußten. Bis zum September, wo die Maler ihre Arbeit einstellten, hatten sie Sommerchor, Presbyterium und Langhaus fertig. Am 19. September er ­ hielten sie in Abschlag 1000 fl. Nach ihrem Weggang geriet man in Besorgnis, weil sich besonders in den Blauschattierungen so stark Schimmel ansetzte, daß es aussah, als blicke die bloße Mauer hervor. Doch hatten die Maler schon zuvor aufmerksam gemacht, man solle darüber keine Sorge haben. Die Stukkateure machten am letzten Oktober Feierabend, nachdem sie auch noch die Gewölbe der Emporen und Seitcnkapellcn vollendet hatten. Auch die Maurer stellten um diese Zeit ihre Arbeit ein. Bisher war alles ohne Unfall und größeren Schaden vor sich gegangen. Gegen Weihnachten stürzte aber plötzlich ein großes Stück eines Fruchtgehänges beim Kircheneingang rechter Hand nächst dem Turm herab. Man schrieb dies dem Umstand zu, daß sich der Turm etwas gesetzt hatte. Vielsagend bemerkt Anselm dazu: „Gott gebe, daß ferner sich dergleichen nichts ereigne, dan es kome her wo es wolle, die Kunstleith findten allzeith einen mantel, den fahler zu bedeckhen, worunter doch der bauherr offtmals schamroth nit kann verfallet werden. “ Es gab aber auch weiterhin große Sorge. Der Südturm hatte sich über den Winter mehr gesenkt als der Baumeister verstehen konnte. Man mußte deshalb mit dem Weiterbau aussetzen. Im Nordturm, im Südturm und in dem an diesen anschließenden Gewölbe waren Schließen gesprungen und hatten sich bis auf ein Zoll geweitet, ja im Emporengewölbe zeigte sich ein so starker Riß, daß man durchsehen konnte. Der Baumeister gab dem Polier die Schuld, er hätte für die Fundamente zu klein gebro ­ chenes Material verwendet. Auch maß er dem Umstand Bedeutung bei, daß man in dem neben dem Südturm begonnenen Abteibau eine Tür gelassen hatte. Man ver ­ stärkte nun die Eisenschließen, und glücklicherweise zeigten sich später keine bösen Folgen mehr. Am 23. Oktober 1682 lieferte der Püchlmüller 30 große Lärchenstämme um 70 fl. für das Glockengestühl. Die Zimmerleute erhielten in diesem Jahr an Löhnen 776 fl. Die Turmuhr wurde beim Garstener Uhrmacher Georg Feyrtag bestellt, der dafür am 30. .April 12 fl. Leihkauf und später 150 fl. Abschlag erhielt 87 ). 19

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